Können Sie sich an allem erinnern??? Oder geht es Ihnen so wie mir??? Ich muss vier Mal in der Küche, bevor ich weiß, was ich da wollte, ich sage immer „das Alter“ läst sich nicht mehr Leugnen, aber Fakt ist, dass das Alter nicht immer was damit zu tun hat. Vergesslichkeit tritt gleichermaßen bei Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen.
In das Buch Raum zum Schreiben wird genau betont, wie wichtig das Gedächtnis ist für das Schreiben.
… Sie brauchen jedoch kein hervorragendes Gedächtnis um es effektiv zu nutzen. Ein einzelner Satz, ein Bild, das Fragment einer Geschichte, ein Gedankenfetzen aus der Vergangenheit reichen aus, um den kreativen, intuitiven Geist in Gang zu setzen.
Bonni Goldberg
Raum zum Schreiben
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Versuchen Sie sich an etwas zu erinnern, was vor lange zeit passiert ist, Ihren ersten Schultag, Ihr erster Kuss, Ihr zehnter Geburtstag. ….
Trainieren Sie Ihren Gedächtnis wie ihre Körpermuskulatur, umso mehr Sie ihre Erinnerung nutzen desto besser wird es. Ich laufe inzwischen nur noch dreimal in der Küche, um mir eine neue Wasserflasche zu holen.
Besonders ergiebig sind Erinnerungen aus Ereignisse und Bilder von Begebenheiten, die möglicherweise nicht einmal wirklich stattgefunden haben – zum Beispiel aus Träumen oder Geschichten, die ………
Bonni Goldberg
Raum zum Schreiben
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Eine einzelne Erinnerung wird eine Flut an Erinnerungen auslösen, eins nach dem andern werden Erinnerung bei Ihnen auftauchen. Sie werden sich an Dinge erinnern, daraus entstehen Geschichten, die nur Sie allein erzählen können.
Die Übung hier lautet:
Beginnen Sie mit „Ich erinnere mich“ und fangen Sie an zu schreiben. Es spielt keine Rolle, ob sie sich auf nur eine Episode konzentrieren oder mehrere. Es spielt auch keine Rolle, ob Sie etwas aus Ihrer Kindheit (oder aus einem früheren Leben!) nehmen oder etwas, das Sie gestern erlebt, gesehen, oder gehört haben. Wenn Sie nicht mehr weiter wissen, wiederholen Sie einfach „ich erinnere mich“, bis sich etwas anderes in ihr Bewusstsein drängt. Machen Sie sich keine Gedanken darüber, ob Ihre Erinnerung stimmt. Schreibe Sie einfach auf, was Ihnen in den Sinn kommt. Hören Sie nicht eher auf, bis sie zwei Seiten beschreiben haben.
Bonni Goldberg
Raum zum Schreiben
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Wow bei der ersten Übung eine Seite, bei der Zweiten zwei Seiten. Ich traue mich gar nicht darüber nachzudenken, aber wenn es so weiter geht, haben ich bei Übung 200 auch 200 Seiten. Das konnte etwas viel werden (für mich)
Ich erinnere mich
An meinem ersten Schultag, ich stand früh auf, über einem Stuhl neben mein Bett hingen meiner neue Schulsachen (Uniform). Es war sieben Uhr, in der früh als ich bereits auf die Tochter des Kaufmanns an der Ecke wartete, meine Oma hatte mit ihrem Vater vereinbart, dass sie mich morgens mit in der Schule bringen sollte (sie ging in die gleiche schule aber bereits in der 11. Klasse) und am Nachmittag wieder mitbrachte. Fast einer Dreiviertelstunde musste ich warten, bis es endlich an der Tür klingelte, zwei große Mädchen standen vor der Tür und ich ging mit ihnen. Eine, die Tochter des Kaufmanns kante ich schon, die andere hatte ich nie zuvor gesehen. Sie brachten mich bis zu meiner Klasse und übergaben mich in der Obhut von „Schwester Pura“ sie war unsere Lehrerin in der 1. Klasse und obwohl in der ganzen Schule gefürchtet, war sie sehr lieb zu uns.
Ich kann mich erinnern, wie einige von meinen neuen Klassenkameradinnen bis zu dritte Stunden weinten, weil sie nicht da bleiben wollten, nicht nur am ersten Tag, sondern jeden Tag und ich erinnere mich wie alle meiner vermeintlichen Schwestern bewunderten. Ein ganzes Jahr habe ich erklärt, dass ich keine Schwestern hatte, aber keiner wollte es glauben, verstehen oder was auch immer. Irgendwann habe ich einfach es hingenommen, ich hätte gern Geschwister gehabt und die beiden waren nicht die schlechteste Wahl.
Ich hatte wie es üblich war eine "Lonchera", wie der Name schon sagt, dient diese um das Essen in der Schule zu bringen. Meine hatte das Bild von „Sor Bertil, die fliegende Nonne“, eine Serie mit der noch sehr junge Schauspielerin Sally Field.
In der ersten Pause habe ich meine dazu gehörige Thermosflasche ausgekippt und habe daher einfach mein Platz gewechselt, aber Schwester Pura bemerkte es und erklärte mir, dass das, so nicht ginge. Sie zeigte mir, wie ich mit etwas Wasser und ein Lappen das Malheur beseitigen konnte.
Um vierzehn Uhr war Schluss und meiner neuen Schwestern warteten auf mich vor der Tür, um nach Hause zu gehen, ich wohnte nicht weit von der Schule und so konnten wir der Weg zu fuß gehen.
Ein wichtiger Tag in meinem Leben wurde durch eine Kinderkrankheit leicht zerstört, der fünfzehnte Geburtstag ist etwas besonders da, wo ich aufgewachsen bin, lange Kleider, Messe, große Party. Ich habe für diesen Tag, schon vier Jahren vorher damit begonnen, meine Gedanken so weit zu sortieren. Dass alles hätte perfekt sein müssen, aber wie üblich kommt es erst alles anders und zweitens als man denkt. An meinem Geburtstag lag ich mit Fieber in Bett, einige Tage vorher war Karfreitag gewesen und meine Mutter hatte beschlossen, die Einladung eine alte Schulfreundin anzunehmen. Ihr jüngster Sohn hatte die Masern und ich bekam freundlicherweise etwas davon mit auf dem Weg. An meinem Geburtstag sah ich wie ein Streuselkuchen aus.
Fast vierzehn Tagen dauerte es, bis ich so weit war, dass ich wieder in der Schule konnte. Das war schrecklich, da ich mich in der Schule immer am besten gefühlt habe.
Ich erinnere mich an meine Hochzeit, ein verregneter Tag der mein Kleid in ein interessanter schwarz verwandelte fast bis zu den Knien, es war extrem schwer durch das Wasser, Hamburg war mir an dem Tag nicht wohl gesonnen. Schon als ich aus der Tür raus ging, fielen meine Schulter lange Locken wieder bis zu Taille. Heiraten in Herbst ist keine gute Entscheidung gewesen.
Ich erinnere mich an den schönsten Tag meines Lebens, die Geburt meines Kindes war für eine unwissende natürlich kein Zucker schlecken. Ich hatte fruchtbare Angst, dass etwas daneben gehen konnte, aber trotz alle Ängste, ist alles gut gegangen und ich hatte dieses kleine Bündel auf meine Brust liegen. Der Arzt hatte ihm nicht einmal schlagen müssen, die erste Amtshandlung meines Kindes war stark zu niesen.
Zweiundfünfzig cm groß war mein Baby und ich kann heute nicht sagen in welchen Moment er sich erlaubt hat größer zu werden, mit mir wurde diese Entwicklung nicht abgesprochen.
Und zu guter Letzt, erinnere ich mich an den Tag, wo mein kleiner Schatz, schon über zwanzig Jahre, aus dem Haus zog, es war schrecklich, ich habe geschwiegen denn die Kinder müssen ihren Weg gehen und ich habe nicht das Recht ihm zu bremsen, aber da dachte ich, dass es schlimmer nicht werden kann. Irrtum, er ging zwei Jahre später nach London, wo er fünf Jahre verbrachte. Vor sechs Monate ist er nach Japan gezogen. Jeden Abschied, war ein Messerstich mitten ins Herz, aber wie ich schon sagte, es steht mir nicht zu meinem Kind weder zu bremsen noch schlechten Gewissen einzureden.
Ich erinnere mich auch an andere unschöne Dinge, wie meine Erkrankung in Jahr 2000 aber über hässliche Dinge möchte ich nichts schreiben, das möchte ich lieber alles vergessen. Da erinnere ich mich Lieber an Konzertbesuche, in alter von fünfzehn war ich mit einer Freundin zu einem Konzert, der Spanier „Camilo Cesto“ damals einer der angesagtesten Sängern in Spanisch sprechender Raum war in unserem bescheidenen Land gekommen und gab mehreren Konzerten. Blöd nur, die Konzerte waren mitten in der Woche aber wir dürften trotzdem gehen, natürlich unter erwachsener Begleitung. Ich hatte eine Freundin meiner Mutter mit und meine Freundin wurde von ihrer Tante begleitet. Es war ein sehr schöner Abend und ich habe es sehr genossen. Am nächsten Tag hatten wir in der Schule natürlich kein wichtigeres Thema..
Ich erinnere mich auch an dem Tag, an dem ich, das erste Mal nach Deutschland kam, um genauer zu sein, an jedes einzelne Mal, wo ich von einem Schiff oder ein Flugzeug raus kam und deutschen Boden betrat, jedes Mal war ich lila gefroren, weil ich von wärmeren Gefilden kam. Das erste Mal war es an einem 11. Juni, das war so kalt, neblig und verregnet in Hamburg, dass ich sofort wieder nach Hause wollte. Das zweit Mal (wir sind nach sechs Monaten wieder weggeflogen) war es unmöglich in Frankfurt zu landen, der Schnee legte der Flugverkehr lahm. Wir verbrachten drei Tagen in Nassau in einem wunderbaren Hotel, „Zenits“ ich sehe noch die Frau vor mir die für die Unterhaltung der Gäste verantwortlich war; sie hatte an der rechten Hand fast an Fleisch geschnittene Fingernägel und an der Linken sicherlich fünf bis sechs Zentimeter lange Nägel. Heute würde ich sogar zehn Zentimeter behaupten aber nein. Ich vermute, dass die Nägel falsch waren, denn damals waren die Nagelstudios nicht das, was sie heute sind und daher würde es mich sehr wundern zu erfahren, dass die Nägel nur Natur waren und sich trotzdem nicht kringelten. |
Ich hoffe Sie versuchen auch die Übung zu machen, viel Spaß dabei.
Ein schöner Abend.







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