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Mittwoch, 10. Juli 2013

Andreas Kimmelmann "Mord im Lichthof"



Mord im Lichthof 




von Andreas Kimmelmann 



Ich war nicht wenig überrascht, als ich erfuhr, dass der Autor Andreas Kimmelmann von Beruf Jurist ist, welcher Art behalten wir für uns, besser gesagt er für sich, ich fragte nicht, welchen Bereich er abdeckt, hier geht es um seine Bücher. Mit 34 Jahren schätze ich, Richter wird er nicht sein.



Natürlich ist es kein wunder, dass der Autor Kriminalromane schreibt, sein Beruf beflügelt sicher seine Fantasie, wie es sonst keiner von uns sich vorstellen kann. Ich liebe Krimis, Thriller sind für mich faszinierend, mein Ziel ist das Verbrechen aufzuklären, bevor der Autor den Schleier des Verbrechens lüftet. So belastet musste ich über kurz oder lang, über seine Werke stolpern. 



Mord im Lichthof spielt in München, ein junger Anwalt, ein Mandat, ein Verbrechen, warum musste das Opfer überhaupt sterben?



Durch sein Fachwissen macht Andreas Kimmelmann aus diesem Roman eine spannende Reise durch die Maschinerie der Verbrechensaufklärung.



Ja, auch ein Andreas Kimmelmann musste mit meinem penetranten Fragen zur recht kommen, ich fürchte mich nicht vor dem Gesetzt inzwischen bin ich etwas automatisiert, ich habe mir einige Fragen aufgeschrieben, die mein Wissensdurst stillen sollen. Mit einem Schuss Humor antwortete Herr Kimmelmann bereitwillig darauf.



  • Wer bist du?
    Ich schreibe Kriminalromane, Kurzgeschichten hauptsächlich im Krimi- und Horrorgenre und Kinderbücher. Manchmal auch Gedichte, wenn ich Laune habe. Aber selten.

  • Alter: 34

Kurzer Werdegang:
1979 in München geboren, studierte ich nach dem Abitur Jura ebenda und arbeitete danach zunächst als Strafverteidiger, (einige Fragen, beantworten sich von alleine) was später auch eine gewisse Inspiration für „Mord im Lichthof“ darstellte.



Seit 2007 habe ich mehrere Krimi- und Horrorkurzgeschichten veröffentlicht.



2011 erschien mein Kriminalroman "Mord im Lichthof", ein Münchner Anwaltskrimi, im Titus Verlag.



2010/2011 schrieb ich die Texte für die Kinderbuchreihe „Bayernmaxl“, von der bisher fünf Bände erschienen sind.



2011 erhielt ich den Dritten Platz beim Ersten Deutschen E-Book-Preis für meine Horror-Kurzgeschichte „Aufgeblasenes Pack“.

2012 erschien "Falsche Schritte, dunkle Pfade" als E-Book im Verlag Satzweiss.com/Chichili Agency, eine Sammlung von Kurzkrimis.



Ebenso 2012 schaffte ich mit meinem Kurzkrimi "Neue Perspektiven" den Sprung in die Top 25 des Agatha-Christie-Krimipreises. Die Geschichte wurde im Anschluss in "Ein Gefühl für Mord. Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2012" im Fischer Verlag publiziert. Den Top-25-Erfolg konnte ich 2013 wiederholen, die Anthologie ist im Frühjahr 2013 erschienen.


"Ebenso ist im Frühjahr 2013 bei Satzweiss/Chichili mein Sammelband "Kurz bevor dem Morgen graut" mit 10 neuen Horrorgeschichten als E-Book erschienen. Im Laufe des Jahres wird auch eine Fortsetzung von "Mord im Lichthof" im Titus Verlag erscheinen."



  • Warum schreibst du?:
    Gegenfrage: Warum schreibt es mich? Der Zwang ist zu groß, die Ideenflut auch. Würde ich nicht schreiben, würde mein Hirn explodieren.



  • Wie bist du zum Schreiben gekommen?:
    Meine Grundschullehrerin war schon von meinem ersten Aufsatz so begeistert, dass ich es immer weiter getrieben habe. Kleine Geschichten im Kindesalter, als Jugendlicher ein paar ernsthaftere Versuche und nach dem Studium die ersten Veröffentlichungen.



  • Was ist bis jetzt das Beste was du geschrieben hast?:
    Das sollt ihr beurteilen, nachdem ihr es gelesen habt. Ein Autor liebt all seine Geschichten, da will ich keine bevorzugen. V.a. da man Romane, Kurzgeschichten und Kinderbücher nur bedingt miteinander vergleichen kann.



  • Was ist in Zukunft noch zu erwarten? (Projekte)
    Im Herbst wird ein zweiter Fall von Alwin Eichhorn (aus "Mord im Lichthof") als Taschenbuch und E-Book im Titus Verlag erscheinen. Der Titel steht noch nicht endgültig fest.



  • Welche Ideale hast du und was ist dein Motto?:
    Ich schreibe gern. Ich lebe gern. Ich presse nichts in Mottos.



  • Wo kommt deine Inspiration her?
    Sie hat mir mal erzählt, sie stammt aus einem fernen Land, in dem all die toten Dichter herumirren. Ich glaube aber, sie hat mich nur aufgezogen. Ich werde ihr mal den Reisepass klauen, dann schau ich nach.




Verstehe, du lebst in eine feste Beziehung mit der Muse. Das erklärt einiges.




  • Welche Vorbilder hast du?
    Stephen King, Ernest Hemingway, John Grisham, Mark Childress, Agatha Christie, Sir Arthur Conan Doyle, Georges Simenon, Edgar Wallace, Raymond Chandler, Dashiell Hammett, Alexandre Dumas, Karl May, Joachim Fernau, Charles Dickens, William Shakespeare, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Rainer Maria Rilke, Joe Hill, J.K. Rowling, Michael Ende, Astrid Lindgren, Janosch, Ludwig Thoma, Paul Maar, Peter Rosegger, Mark Twain, Mario Vargas Llosa, Jules Verne, Peter Benchley, Iny Lorentz, Robert Harris, Thomas Harris, J.D. Salinger, Franz Kafka, Stieg Larsson, Henning Mankell, Loriot. Viele mehr, aber kein Platz mehr.



Bei den Vorbildern, kann nur gutes raus kommen.



  • Welche ist deine Lieblingsfigur aus der Literatur und welche aus deinen Büchern?
    In der Literatur wahrscheinlich Bastian und Atreju aus der „Unendlichen Geschichte“ von Michael Ende.

    Aus meinen Büchern sicherlich Alwin Eichhorn aus „Mord im Lichthof“. Der muss noch für mindestens zwei Bände herhalten, mit dem habe ich mich am meisten beschäftigt.

 

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Klappentext:



Ein geheimnisvoller Mordfall in der Münchner Universität beschäftigt den Junganwalt Alwin Eichhorn. Was hat sein Mandant tatsächlich mit dem Verbrechen zu tun? Ein eigenartiges Gefühl befällt den Rechtsanwalt Eichhorn, als er spürt, dass unsichtbare Schleier über der vermeintlichen Wahrheit liegen.
Der Autor und Jurist Andreas Kimmelmann erzählt diesen spannenden Kriminalroman, während er tiefe Einblicke in den juristischen Berufsstand zulässt.
Mit einer Prise Humor wird diese Geschichte vor allem aber authentisch dargestellt.



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Leseprobe:



Alwin Eichhorn hasste den Regen, weil er das Wasser hasste. Als ihm an diesem grauen Novembermorgen die Tropfen das Gesicht herunterrannen, musste er wieder an seinen Vater zurückdenken und an den denkwürdigen Tag, als dieser ihm das Schwimmen beibringen wollte. So triefnass, wie Alwin nun war, glaubte er fast wieder das Chlorwasser zu spüren, das in seine Lunge eingedrungen war, als er, kaum sieben Jahre alt, in dem Ein-Meter-achtzig tiefen Schwimmbecken hinabgesunken war. Er fühlte beinahe wieder das Pochen in seinem Kopf, das Gefühl, dieser würde jeden Moment explodieren.

Nun stand er hier im Regen und hatte nicht den Mut, einen Schritt weiter zu gehen. Er betrachtete das Schild an der Tür wieder und wieder:



Rechtsanwälte Dr. Bier & Kollegen



Dr. Raimund Bier

Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht



Emil Schimmel

Rechtsanwalt





Alwin Eichhorn, Rechtsanwalt, dachte Alwin. Bald steht mein Name unter diesem Emil Schimmel.

Alwin fasste sich ein Herz und tat den letzten Schritt. Er ging durch die Tür und lief die Treppe (nicht den Aufzug – Alwin hasste Aufzüge, aber das ist eine andere Geschichte) hinauf in den ersten Stock. Ohne zu klingeln (ich gehöre ja jetzt zum Haus) trat er ein.

Eine ältere Dame um die sechzig, die an einem gefühlt hundert Jahre alten Schreibtisch saß, musterte ihn sofort mit einem unverkennbar missbilligenden Blick.

„Kann ich Ihnen helfen, junger Mann?“, fragte sie mit nasaler Stimme und einem kaum zu überhörenden strengen Unterton. Dabei hoben und senkten sich die tiefen Falten in ihrem Gesicht, als würde man ein Stück Papier zusammenknüllen und wieder auseinander falten.

Alwin räusperte sich.

„Mein Name ist Alwin Eichhorn“, sagte er mit trotz des Räusperns noch belegter Stimme. „Ich fange heute hier an.“

Die strenge Miene erhellte sich ein bisschen.

„Hach, der neue Anwalt“, sagte sie mit einer Freude, die so gekünstelt wirkte, dass Alwin fast übel wurde. „Ich hätte Sie gar nicht wiedererkannt. Sie waren ja einer der letzten Bewerber, nicht wahr?“

„Ich war … vor fünf Wochen zum Bewerbungsgespräch hier.“

„Richtig, richtig! Ich weiß schon wieder!“

„Ist Herr Dr. Bier schon hier? Er meinte, ich solle so gegen …“

„Aber nein!“, schallte es, dem Geräusch einer Kreissäge nicht unähnlich, aus dem Mund seines Gegenübers. „Vor halb zehn ist Herr Dr. Bier selten im Büro. Im Übrigen ist er heute zu Gericht. Er wird wohl erst heute Nachmittag wieder im Hause sein.“

„Soll ich solange …“, begann Alwin.

„Ich führe Sie solange einmal herum und erkläre Ihnen alles“, unterbrach ihn die Kreissäge in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. „Zuallererst darf ich mich Ihnen vorstellen. Mein Name ist Sybille Friedvoll, Rechtsfachwirtin.“

Friedvoll?, dachte Alwin. Nomen est (eben doch nicht immer) omen.

„ Ich bin sozusagen die Chefsekretärin hier“, fuhr Frau Friedvoll fort. „Ich arbeite vor allem für Herrn Dr. Bier persönlich und leite die anderen Sekretärinnen an.“

Bei dem Wort „persönlich“ hob sich ihre magere Brust fast bis zu ihrem Doppelkinn – was keine Kunst war, da dieses fast bis zum Kehlkopf hing.

„Wie viele Sekretärinnen sind denn noch im …“, machte Alwin einen weiteren Versuch, zu Wort zu kommen.

„Außer mir sind noch zwei Sekretärinnen hier beschäftigt. Fräulein Tanja Amper, die für Herrn Rechtsanwalt Schimmel arbeitet und Fräulein Verena Klein, die für Sie arbeiten wird. Sie hat auch für Ihren Vorgänger, Herrn Rechtsanwalt König gearbeitet.“

Fräulein? Hat sie wirklich Fräulein gesagt?

„Ich werde bitteschön mit Frau Friedvoll angesprochen, die anderen Sekretärinnen können Sie selbstverständlich mit Vornamen ansprechen. Herr Dr. Bier und ich haben das immer so gehalten.“

„Sie arbeiten wohl schon lange für Herrn Dr. Bier?“

Geschafft, dachte Alwin. Einen Satz in Ihrer Gegenwart zu Ende gebracht.

„Schon seit dreißig Jahren“, sagte Frau Friedvoll stolz – Brust traf abermals Doppelkinn. „Im Prinzip, seit er diese Kanzlei hier gegründet hat.“

„Na, dann sind Sie ja praktisch von Anfang an dabei.“

„Sie sagen es – und damals hatte er nur mich“, sagte sie mit einem verträumten Unterton.

Alwin beschloss, sich gleich mit ihr gut zu stellen.

„Da kann ich mich ja glücklich schätzen, mit so einer erfahrenen Kraft wie Ihnen zusammenarbeiten zu dürfen“, meinte er und erstickte fast an dem Schleim, den er in seiner Kehle zu spüren glaubte. „Schließlich fange ich gerade erst an und möchte keine Fehler machen.“

„Weiß ich doch, weiß ich doch. Sie haben erst seit zwei Monaten das zweite Staatsexamen. Sie haben hier in München an der Ludwig-Maximilians-Universität studiert und zwei Prädikatsexamina geschrieben, als Wahlfach hatten Sie Rechtsphilosophie belegt – was Ihnen das hier bringen soll, weiß ich auch nicht, aber lassen wir das – und waren in keiner Studentenverbindung. Zum Strafrecht sind Sie wohl erst spät gekommen, schließlich haben Sie all Ihre Praktika in Zivilrechtskanzleien abgelegt. Immerhin aber waren Sie schnell – Sie sind erst 26 Jahre alt. Ziemlich jung für einen Rechtsanwalt.“

„Hm“, meinte Alwin und bemühte sich, gleichgültig zu klingen. „Sie erinnern sich scheinbar doch noch an mich.“

„Ich bin Herrn Dr. Biers rechte Hand“, meinte Frau Friedvoll mit einem süffisanten Lächeln. „Ich weiß alles, was wichtig ist. Ich habe ihm auch empfohlen, Sie einzustellen. Sie machen einen durchsetzungsfähigen Eindruck. Das ist wichtig in einer Kanzlei für Strafverteidigung.“

Darauf wusste Alwin nun wirklich nichts mehr zu erwidern.

„Nun denn“, meinte Frau Friedvoll. „Dann will ich Sie mal reihum vorstellen. Wenn Sie mir gleich in den Nebenraum folgen, dort sitzen die anderen Sekretärinnen.“

Alwin folgte ihr.

An einem großen Tisch, der wesentlich moderner aussah als der von Frau Friedvoll, saßen zwei junge Frauen von etwa Anfang zwanzig. Die eine war brünett und hatte ihre Haare zu einem streng wirkenden Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie war genau wie Frau Friedvoll sehr konservativ gekleidet (so konservativ, dass Alwin sich bei ihrem Anblick vorsichtshalber noch einmal die eigene Krawatte zurechtzog). Sie trug ein schwarzes Damenjackett mit einer weißen Rüschenbluse darunter, einen schwarzen Rock, der weit über ihre Knie ging und eine schwarze Feinstrumpfhose. Ganz anders ihre Kollegin. Sie hatte mittellange, blonde Haare, die ihr offen über die Schultern hingen. Sie war mit einem schlichten, grauen Damen-T-Shirt mit V-Ausschnitt bekleidet und (nun bereute Alwin, dass er in ihrer Gegenwart überhaupt eine Krawatte trug) einer knallrosafarbenen Stoffhose.

„Die Dame zur Linken“, sagte Frau Friedvoll und wies auf die konservativ gekleidete, „ist Fräulein Tanja Amper, die Sekretärin von Herrn Schimmel. Die Dame zur Rechten ist Fräulein Verena Klein, die für Sie arbeiten wird.“

Alwin schüttelte beiden höflich die Hand.

„Fräulein Verena“, fügte Frau Friedvoll mit einem strengen Unterton hinzu, „ist sich leider manchmal nicht ganz über die Kleiderordnung in einer renommierten Anwaltskanzlei bewusst, wie Sie sicher schon bemerkt haben. Ihr Vorgänger, Herr König, hat sie hierin immer gewähren lassen. Ich hoffe sehr, Sie, Herr Eichhorn, lassen ihr in dieser Hinsicht nicht so viel durchgehen.“

Alwin räusperte sich zum zweiten Mal an diesem Morgen.

„Nun ja“, meinte er, „vielleicht sollte ich mich darüber später mit … Fräulein Verena … unterhalten. Wen … können Sie mir denn noch vorstellen?“

„Oh, da wäre natürlich noch Herr Schimmel“, meinte Frau Friedvoll. „Sie, Fräulein Tanja, sollten uns gleich folgen, da Sie mit Herrn Schimmel noch seinen Nachmittagstermin vorbereiten müssen. Du, Verena“ – die Anrede an Letztere erfolgte in einem weitaus unfreundlicheren Ton – „kommst in fünf Minuten in Herrn Eichhorns Büro und stellst dich ihm angemessen vor, sobald ich mit ihm bei Herrn Schimmel war.“

Hab ich da ein Bitte überhört?, fragte sich Alwin.

Beide Sekretärinnen nickten artig auf Frau Friedvolls Befehl hin. „Fräulein Tanja“ erhob sich sogleich und folgte Frau Friedvoll und Alwin. Nachdem Frau Friedvoll an einer Tür Halt gemacht und geklopft hatte, führte sie Alwin hinein.

Zunächst liefen sie gegen eine Wand aus Zigarettenrauch. Hinter einem schäbigen Schreibtisch, der an eine alte Schulbank erinnerte, saß ein Mann, den Alwin auf Mitte Dreißig schätzte. Er hatte schütteres, verschwitztes, semmelblondes Haar und einen hochroten Kopf, auf seiner Stirn standen Schweißperlen. In seinen Mundwinkeln hing eine brennende Zigarette, die schon weit abgebrannt, aber noch nicht abgeascht war. Er trug ein Hemd, das in sauberem Zustand wohl weiß sein konnte und eine beige Krawatte, die sehr locker um seinen dicken Hals hing. Sein Bauch sprengte fast die äußerst gefährdet aussehenden Knöpfe seines „weißen“ Hemds. Sein Achselschweiß reichte fast bis zu den Brustwarzen.

„Nein, Herr Weidenkeller!“, brüllte er gerade mit der rasselnden Stimme eines Kettenrauchers in den Telefonhörer. „Ihr Sohn kommt nicht vor der Hauptverhandlung auf freien Fuß. Ich kann Ihnen doch nicht jeden Tag dasselbe sagen. Was? Ja, ich weiß, dass Ihre Frau Angst um ihn hat! Aber dagegen kann ich auch nichts machen. Ich kann schließlich keine Wunder vollbringen. Ja. Ja, bis nächste Woche. Wiederhören.“

Als er den Hörer energisch auf die Gabel knallte, fiel die Asche seiner Zigarette endlich herunter – mitten auf die beige Krawatte. Er schien es nicht einmal zu bemerken.

„Ja, Frau Friedvoll?“, fragte er geistesabwesend, während er sich eine Akte von dem immensen, schon sehr schief stehenden Stapel auf seinem Schreibtisch nahm.

„Ich möchte Ihnen Herrn Eichhorn vorstellen, Herr Schimmel“, sagte Frau Friedvoll. „Er fängt heute bei uns an.“

Herr Schimmel blickte auf und sah Alwin an. Alwin erwiderte seinen Blick, nachdem er es geschafft hatte, selbigen endlich von dem überquellenden Aschenbecher auf Schimmels Schreibtisch abzuwenden.

„Freut mich, freut mich“, sagte Schimmel, sprang auf und reichte Alwin die Hand. „Emil Schimmel. Endlich wieder Verstärkung für unseren Laden, was, Frau Friedvoll?“

„Oh ja“, meinte Frau Friedvoll, wobei sie sich bemühte, Schimmel nicht anzusehen. „Herr Eichhorn wird im Büro neben Ihnen sitzen. Ich habe Ihnen auch Fräulein Tanja gleich mitgebracht, damit Sie Ihre Nachmittagsbesprechung vorbereiten können.“

„Richtig, richtig“, meinte Schimmel. „Nun, dann einen guten Start, Herr Kollege. Tanja, kommen Sie doch gleich mal her.“

Alwin folgte Frau Friedvoll und holte tief Luft, als sie wieder auf dem (rauchfreien) Flur standen. Frau Friedvoll öffnete die Tür des Nebenbüros.

„Dies ist Ihr Reich, Herr Eichhorn“, sagte sie feierlich.

Alwins „Reich“ war ein kleiner Raum mit einem Schreibtisch, der noch schäbiger war als der von Schimmel, einem alten Drehstuhl, ein paar Regalen, die einem unseriösen Antiquariat zu entstammen schienen und mit verstaubten Aktenordnern überfüllt waren, einer welken Zimmerpflanze und einem Laptop, der noch aus der Pionierzeit des Computerzeitalters zu stammen schien.

„Wie nett“, meinte Alwin.

„Die drei Akten auf dem Schreibtisch sollen Sie sich schon einmal ansehen, bis Herr Dr. Bier kommt. Er wird dann die Fälle mit Ihnen durchsprechen. Fräulein Verena wird gleich zu Ihnen kommen.“

„Vielen Dank, Frau Friedvoll“, sagte Alwin, woraufhin sich Frau Friedvoll entfernte und die Tür hinter sich schloss.

Alwin warf einen weiteren Rundumblick auf sein neues „Reich“, seufzte tief und ließ sich in seinen Stuhl fallen, der laut knarzte.

Ein paar Sekunden später klopfte es.

„Herein“, sagte Alwin.

Verena Klein betrat sein Büro.

„Hallo, Herr Eichhorn“, sagte Sie. „Ich wollte mich nochmal richtig vorstellen. Ich bin Verena und werde in Zukunft für Sie arbeiten.“

„Sehr angenehm“, meinte Alwin und schüttelte ihr nochmals die Hand. „Setzen Sie sich doch.“

Verena nahm vor seinem Schreibtisch Platz.

„Ich bin noch etwas verwirrt mit der Anrede hier“, meinte Alwin. „Wie wollen Sie angesprochen werden? Frau oder Fräulein Klein, Fräulein Verena …“

„Einfach Verena. Und Sie können mich ruhig duzen.“

„Ist das Ihr Ernst?“, fragte Alwin irritiert. „Wie alt sind Sie denn?“

„22.“

„Kein Alter, in dem man noch geduzt werden sollte.“

„Tut hier trotzdem jeder. Dr. Bier, Frau Friedvoll und auch Herr Schimmel hat sich insoweit angepasst. Ich war schon als Lehrmädchen hier, mit 16. Das hat sich einfach erhalten.“

„Hm, ist mir trotzdem ein bisschen unangenehm. Wollen wir uns dann nicht besser beide duzen?“

„Auf keinen Fall!“, sagte sie mit gespielter Entrüstung. „Frau Friedvoll würde mich ohrfeigen, wenn ich einen Anwalt duzen würde. Ich würd’s ihr zutrauen.“

„Nun, dann machen wir einen Kompromiss. Ich duze dich und du duzt mich nur dann, wenn wir allein sind.“

„Das ist ein guter Kompromiss“, meinte Verena und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln.

„Nenn mich einfach Alwin. Frau Friedvoll hat wohl sehr großen Einfluss auf Herrn Dr. Bier?“

„Mach dir keine Illusionen über Frau Friedvoll“, sagte Verena und rollte mit den Augen. „Sie ist hier der Boss. Dr. Bier stellt ein, wen sie will und er entlässt, wen sie will.“

„Wie kommt es dann“, meinte Alwin, „dass du dich mit deiner … Kleiderordnung durchgesetzt hast?“

Verena lachte herzlich und hielt sich die Hand vor den Mund.

„Meine letzte Bastion gegen die Alte“, meinte sie. „Sie flippt fast aus, wenn ich in so einem Aufzug zur Arbeit komme. Ich mach es allerdings nur manchmal, um sie zu ärgern.“

„Und sie lässt dir das durchgehen? Ich denke, sie ist der Boss hier?“

„Ist sie auch“, meinte sie mit einem Augenzwinkern. „Aber Dr. Bier hat im Laufe der Zeit einfach einen Narren an mir gefressen und lässt mich gewähren. Dagegen kann nicht einmal sie etwas machen. Ich hab mich da immer nach Herrn König, deinem Vorgänger, gerichtet. Er hatte kein Problem damit, wenn ich manchmal so gekommen bin. Wenn du also möchtest, dass ich mich konservativer kleide – du bist jetzt mein Chef.“

„Nun, ich gebe zu, die rosa Hose ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber im Prinzip kannst du kommen, wie du willst.“

„Danke“, sagte sie und schenkte ihm abermals das zauberhafte Lächeln. „Das wird die alte Friedvoll in den Wahnsinn treiben. Aber jetzt lass ich dich besser mit deinen Akten allein. Herr Dr. Bier wird Wert darauf legen, dass du heute Nachmittag Bescheid weißt.“

„Alles klar, dann mach ich mich mal an die Arbeit“, seufzte Alwin und nahm sich die erste der drei roten Akten.

Als sie hinausging, erhaschte er noch einen flüchtigen Blick auf ihren Hintern und kam zu dem Schluss, dass er sich richtig entschieden hatte: selbiger war zu hübsch, um in so konservative Kleidung wie die von „Fräulein Tanja“ gesteckt zu werden. Zufrieden mit seiner ersten wichtigen Entscheidung als Rechtsanwalt schlug er seine erste Akte auf…..



Spannende Unterhaltung beim weiter lesen in „Mord in Lichthof“



………..


Das folgende Buch möchte ich unbedingt lesen, leider gibt dieser, nur als E-Book. Ja ich weiß, es ist besser für die Umwelt, die Bäume bleiben am Leben und wir haben mehr Sauerstoff, leider bin ich zu konservativ, ich brauche das Buch in der Hand, der Duft des Papiers und die Tinte, die mir in der Nase steigen, ich lese nicht elektronisch. Vielleicht erbarmt sich irgendwann der Verlag meiner, dann drucken sie ganz für mich allein ein Exemplar das wird aber weniger der Fall werden denke ich.




Kurz bevor dem Morgen graut



Kurzbeschreibung:



Ein Mädchenhändler wartet mit seinem neuesten Opfer in einem einsamen Haus auf seinen
Auftraggeber. Doch der Besuch, den er in dieser Nacht erhält, ist ein anderer.


Eine alte Frau hält die Ängste eines kleinen Waisenjungen, dem sie für eine Nacht Unterschlupf gewährt, für Hirngespinste. Aber Hirngespinste können lebendig werden.


Ein ermordeter Rechtsanwalt kehrt von den Toten zurück, um Rache zu üben. Zu spät erkennt er, dass er ein zweites Mal zum Opfer werden soll.


In diesen und weiteren unheimlichen und an Bösartigkeit kaum zu übertreffenden Geschichten entführt Sie Andreas Kimmelmann in eine Welt jenseits Ihrer Vorstellung.


Sind Sie mutig genug, diesen Weg mitzugehen?





E-Book: 1,99 €




Leseprobe:



LENAS NACHTGESANG



Sie hieß Lena und war achtzehn, hatte sie gesagt. In Wahrheit höchstens sechzehn, so viel stand fest. Wenn nicht jünger. Leo konnte sie nichts vormachen. Er hatte schon so viele jugendliche Tramperinnen in seinem alten Jeep mitgenommen, dass er den Unterschied zwischen einer aufrichtigen Altersangabe und einer gelogenen kannte. Außerdem war sie von zu Hause weggelaufen, da war Leo sich sicher. Um diese Zeit fing man immer die meisten Ausreißerinnen. Zeugniszeit. Jagdzeit.
Es war Leo recht, dass sie noch keine achtzehn war. Schließlich mochte Kerner die jüngeren Mädchen lieber. Dieses hübsche Ding würde Leo eine ordentliche Prämie einbringen. Der Sommerurlaub war gerettet.
Das Einzige, was Leo Sorgen bereitete, war der Zustand des Mädchens. Sie schien irgendwie krank zu sein. Er hatte schon, als sie auf dem Parkplatz bei ihm eingestiegen war, bemerkt, dass sie Probleme mit ihrer Atmung hatte. Auch jetzt, als sie auf Leos Beifahrersitz schlief, während Leo den Jeep Richtung Tiroler Grenze lenkte, atmete sie sehr flach und ihr Gesicht war hitzig und verschwitzt. Er hoffte, dass es nichts Ernstes war. Kerner würde ihn umbringen, sollte das Mädchen ihm oder seiner Kundschaft irgendeine Krankheit anhängen.
Das Handy riss Leo aus seinen Gedanken. Es war Tom.
„Du musst nicht über die Grenze“, raunte Tom mit seiner rauchig-heiseren Flüsterstimme in Leos Ohr. „Kerner kommt nach Garmisch. Da kannst du die Kleine abliefern.“
„Bei dir?“, fragte Leo.
„Wo sonst?“, antwortete Tom. „Und beeil dich. Kerner will um Mitternacht kommen.“
„Das ist ja noch zwei Stunden hin. Ich bin in spätestens zwanzig Minuten da.“
„Sehr gut. Wir warten auf dich. Phil und Teddy sind auch schon da.“
„Alles klar, bis gleich.“
Als Leo das Handy wieder in den Aschenbecher legte, sah er, dass Lena wach geworden war.
„Was ist denn los?“, fragte sie verschlafen. Ihre Stimme krächzte ein bisschen. Kein gutes Zeichen.
„Ein Freund von mir. Ich kann bei ihm in Garmisch übernachten. Er hat bestimmt nichts dagegen, wenn ich dich mitbringe. Dann brauchen wir nicht mehr so weit zu fahren.“
„Mir wäre es ehrlich gesagt lieber, wenn wir heute noch nach Tirol kämen. Von da aus schlag ich mich dann sowieso allein durch.“
„Das ist doch egal“, meinte Leo. „Die Grenze bringt dir eh nichts. Vor wem auch immer du wegläufst, es spielt keine Rolle, ob du dich in Bayern oder Tirol versteckst. Schließlich ist das nur die österreichische Grenze, nicht die mexikanische.“
„Ja, stimmt schon“, wand sich Lena. „Dann ist es wahrscheinlich besser, wenn wir uns gleich in Garmisch trennen.“
„Ach, Unsinn. Du kannst gerne bei uns schlafen. Sei doch froh, dass du ein trockenes Plätzchen für die Nacht hast. Morgen kannst du dann weiterziehen.“
„Ach weißt du, mir geht es nicht so gut ...“
Endlich sprach sie es an. Leo beschloss, sich Gewissheit zu verschaffen.
„Sag mal, das ist doch hoffentlich nichts Ansteckendes, was du hast?“, fragte er.
„Nein, keine Sorge“, beruhigte ihn Lena. „Ein altes Familienleiden, das manchmal zum Vorschein kommt. Ich hab auch meine Medizin dafür dabei.“
Sie zog einen durchsichtigen kleinen Flachmann aus ihrer Tasche, in dem eine widerlich minzgrüne Brühe schwappte und nahm einen tiefen Schluck.
„Na also, dann ist doch alles in Ordnung“, meinte Leo.
„Nun ja, ich hab es damit einigermaßen unter Kontrolle. Aber es könnte sein, dass es mir heute Nacht wieder schlechter geht. Da will ich dir und deinem Freund wirklich nicht zur Last fallen.“
„Wirst du nicht, ehrlich. Sei ganz beruhigt. Tom ist ein prima Typ.“
„Glaub ich dir, aber ... wirklich Leo, danke. Aber sobald wir in Garmisch sind, mach ich mich vom Acker.“
„Dein letztes Wort?“
„Ja, sorry. Ist echt nicht persönlich gemeint.“
„Nein, nein, hab ich auch nicht so aufgefasst.“
So war das also, das Mädchen würde es ihm nicht leicht machen. Also musste ihr Leo gleich auf die harte Tour kommen. Ob jetzt oder später, spielte ohnehin keine Rolle.






 

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