Wille und Geschick sind stets im Streit
befangen.
Was wir ersinnen, ist des Zufalls Spiel,
nur der Gedanke ist unser, nicht sein
Ziel
William Shakespeare
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Schreiben Sie das
Wort „Schicksal“ mit der Hand nieder und schreiben Sie zwei Seiten dazu. Oder
verfassen Sie einen Dialog zwischen zwei Figuren, in dem die Beiden über ihre
Einstellung zum Schicksal sprechen
Raum zum Schreiben
Bonni Goldberg
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Diesmal ist die Aufgabe mit Arbeit verbunden, ja ich
schreibe immer zuerst per Hand, aber jetzt weiß ich nicht, soll ich zwei Seiten
lang von meinem Heft vollschreiben, oder zwei Word Seiten. Mein Heft ist DinA5,
das macht, bei meiner Handschrift, fast zwei Seiten pro DINA4 Seite, was
wiederum nicht einmal eine Word Seite bedeutet.
Und hier kann ich schon in das Thema eintauchen, mein
Schicksal ist immer wieder zu interpretieren.
Ich werde einfach los legen, und wenn ich nichts mehr weiß,
schreibe es sauber in Word. Nicht anders als meine übliche Vorgehensweise beim
Roman schreiben. Oh Mann, „Roman schreiben“ das hört sich so abgehoben an,
sagen wir, beim Versuch ein Text zu fabrizieren, der hoffentlich Liebhaber
findet.
Die Uhr zeigt „10:04“
Uhr, bin sehr gespannt, wie lange es braucht, bis ich mit allem fertig bin.
Hier ist das Ergebnis,
„11:23“
Schicksal
Ich glaube nicht an Schicksal, alles, was in mein Leben
daneben läuft, beziehungsweiße gelaufen ist, habe ich selbst zu verantworten.
Es ist sehr leicht immer dem Schicksal alles in den Schuhen zu schieben, aber
das ist nicht meine Art. Es hat der Vorteil, wenn etwas gut läuft, kann es nur
mein Verdienst sein, das baut mehr auf, als der Gedanke, „es war mein Schicksal
in eine Welt voller Sorgen und Stolpersteine, zwei Minuten lang, ein
Sonnenstrahl zu erleben“. Nein, es war nicht das Schicksal, ich war es die
diesen kleinen Erfolg, egal welcher Art, zu standen gebracht hat. Ich habe
dafür schwer gearbeitet und darf stolz darauf sein. Ist jemand aufgefallen,
dass nur wenn es daneben geht, von Schicksal gesprochen wird?
Menschen, die sich damit trösten, dass ihre Niederlagen an
das Schicksal gebunden sind, sind auch die Menschen, die sich einfach damit
abfinden, dass ihren Leben nicht in der gewünschten Bahn verläuft.
Argumentationen wie „ich kann es nicht
ändern, es ist mein Schicksal“, machen mich wütend. Niemand ist dazu
verurteilt, in Unglück und Verzweiflung zu existieren. Jeder kennt der Spruch,
„Hilf dir selbst, dann wird dir
geholfen“, oder auch, „Hilf dir
selbst, dann hilft dir Gott“. Das Dumme ist, wir glauben nicht mehr an Gott,
also das möchte ich gleich klären, ich ja, aber die meisten nicht. Trotzdem
haben alle diese Ungläubige nichts Besseres zu tun, als Gott dafür anzuklagen,
obwohl wir für unsere Misserfolge selbst verantwortlich sind.
OK, jetzt habe ich meinen Standpunkt verdeutlich, gehen wir
von der Bibel wieder weg, als Proselytenmacherin bin ich ungeeignet.
Was ist Schicksal dann? Wie ich finde, eine immer
willkommene Ausrede um mich nicht anzustrengen. Ein gutes Beispiel, ich möchte
ein Buch schreiben, fühle eine Menge Seiten voll und sende es ein Verlag. Dass
ich von Plot, Figurenentwicklung, Szenen und Stufendiagramme noch nie etwas
gehört habe und keine Ahnung habe wie ein Roman, ein Sachbuch oder was auch
immer aufgebaut ist, stört mich nicht weiter und gelesen habe ich noch kein
Buch, das ist so langweilig. Ich habe mein Meisterwerk fertig und jetzt soll
der Verlag, diesem Glanzstück in die Buchhandlung gut platzieren. Ist es mein
Schicksal zu scheitern? Ich denke ja, nur die wenigsten sind so talentiert, dass
sie ohne weitere Kenntnisse gleich einen Treffer landen. Was mache ich jetzt?
Ja, ich kann mich von Schreiben verabschieden und mein Schicksal beklagen, die
Welt sind alle meine Werke beraubt worden und ich weiß nicht, wie „7,2
Milliarden Menschen“ ohne diese Weisheiten auskommen sollen. Schreiben tue ich
nie wieder, diese dilettantischen Verleger, die keine Ahnung von wahrhaft guter
Literatur haben, sind es nicht wert, dass ich meine geistigen Ergüsse mit ihnen
teile. Ja, ich hätte in kürzeste Zeit eine Villa auf Mallorca gehabt und nur
noch die Deutsche Vita genossen, aber das war wohl nicht mit meinem Schicksal
zu vereinbaren.
Ja, wer so denkt, ist prädestiniert zu scheitern, da
brauchen wir kein Schicksal dazu, der schaufelt sich seine Grube hervorragend
selbst. Übrigens, die Leser haben ein wirklich schweres Schicksal, über Amazon
kann jeder alles publizieren, da gibt es keine grenzen, wie schlecht ein Buch
sein darf. Aber auch hier sei gesagt, es ist nicht mein Schicksal alles zu
kaufen, wenn ich die Leseprobe nicht ertragen kann, dann ist es nichts für
mich.
Schreiben ist kein Lehrberuf, nicht in Deutschland, so
müssen wir ständig die gute Literatur studieren, um zu erfahren, wie diese
erfolgreiche Autoren, ihre Bücher aufbauen. Lesen, lesen und immer weiter
lesen, das ist in der Tat ein Schicksal, aber ein schönes. Ansonsten, liegt
alles in meine Hand, will ich mein Buch in der Auslage einer Buchhandlung
sehen, dann muss ich mich wirklich ins Zeug legen, um diesem Ziel zu erreichen.
Ein anderes Schicksal, vierzig Kilo Übergewicht. Sicher ist
nicht mein Schicksal ständig Kuchen und Schokolade zu essen, vor dem Fernseher zu
sitzen und Kola zu trinken. Ich muss mein Leben ändern, für jede Kalorie, die
ich zusätzlich zu mir nehme, muss ich etwas haben, wo diese abgebaut wird.
Sinnlose Reality Shows über den Nachmittag verteilt zu verfolgen, helfen mir
nicht in mein Bestreben einiges an Übergewicht los zu werden. Dagegen
Bitterstoffen, klares Wasser und viel Bewegung. Natürlich meine ich hier nicht,
diejenigen, die ihr Gewicht aus gesundheitlichen Gründen haben.
Zurück zu dem Anfang,
ich glaube nicht an Schicksal, alles was ich erreichen will, was mir wichtig
ist, muss ich mir erkämpfen.
So, bevor mein Schicksal eine hässliche Richtung annimmt,
wie öffentliche Steinigung, höre ich hier lieber auf. So wende ich das Blatt
für mich um.
Schönen Freitag.






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