Hallo, nach langer Zeit melde ich mich wieder mit einem Text, der ich gelesen habe und sehr passend finde für angehende Autoren.
Ich habe sehr viele Bücher, die sich mit dem Schreiben
befassen, natürlich wiederholen sich die Autoren in einigen Dingen, in anderen
widersprechen sich und jedes Buch hat etwas Neues. Wenn es nur so klein ist,
durch diese neue Information hat es sich bezahlt gemacht.
Alles zu lesen, was über das Schreiben gibt, macht aus mir
keine Autorin. Talent und Einfallsreichtum sind nicht zu unterschätzen. Aber
ich habe viele Ansichten von bekannten und weniger bekannten Autoren, die mir
eine Richtung zeigen, die mir helfen konnte. Ich habe heute in das Buch „The
Key Die Kraft des Mythos“ gelesen, genau gesagt habe ich es zu Ende gelesen.
Obwohl ich es bereits kaufte als es erschien, hatte ich bis jetzt nicht die
Zeit gefunden, um es in einen Zug durchzulesen. Ich habe immer nur hier und da
gelesen, um mich Informationen über, dass was mich gerade bewegte. Mal war es
der Held, mal der Bösewicht, mal das Stufendiagramm die mich zum Buch führten,
jetzt habe ich es von den Ersten bis zu der letzten Seite gelesen und gerade
das, was der Schluss bildet, möchte ich mit euch Teilen.
Ab Seite 242 schreibt James N. Frey über das, was ein Autor
durchmacht. Eigentlich beginnt es auf Seite 240, wo er „Die
mythische Reise des Autors“ genauer unter der Lupe nimmt, aber
erst „Das
Monster der Imagination“ ab Seite 242 hat mich begeistert.
Das Buch ist 245 Seiten lang plus
Bibliografie, erschienen in Emons Verlag und der Autor ist James N. Frey. Was
ich bezahlt habe, weiß ich nicht mehr, aber, da ich vermute, dass der Preis
sich nicht geändert hat, mussten es 16, 80 € gewesen sein.
Empfehlen kann und möchte ich dieses Buch jeder, der schriftstellerische
Ambitionen hegt. Das Buch ist eine Reise durch die Fantasie und macht aus
unseren Ideen ein Wald voller Geheimnisse. Natürlich liegt es dann an uns, wenn
wir in der Lage sind, diesen Wald mit all den Geheimnissen und mystische
Figuren aufs Papier zu bringen, steht uns nichts mehr in Weg um einen schönen
fesselnden Roman zu kreieren, wenn nicht, dann haben wir eine faszinierende
Lektüre gehabt. Ich denke die ganze Zeit darüber nach, ob ich das zustande
bringen kann, aber das wird sich erst zeigen, wenn ich die Scheu überwinde und
etwas zu veröffentlichen versuche.
Das Monster der Imagination
Wenn ein Romanautor anfängt zu schreiben, lässt er sich oft
sehr schnell vom Klang seiner frisch geschaffenen Prosa bezaubern und ist
gleichzeitig zutiefst berührt, welche starke Gefühle das Schreiben fiktionaler
Texte auslöst. So wie Schauspieler Gefühle in sich wecken müssen, um ihre
Darbietung leben einzuhauchen, müssen Romanautoren ihre Gefühle wecken, um
ihren Figuren Leben einzuhauchen. Diese Gefühle ziehen den Autor in bisher
unerforschtes Gebiet, in den dunklen Wald der Imagination, einen Frucht
einflößenden Ort.
Zunächst noch #ängstlich wagt sich der Autor oder die
Autorin, nicht allzu weit in den Wald vor. Doch hier, am äußeren Rande des
Waldes, wo der Autor sich noch sicher fühlt, ist das, was er schreibt, oft viel
zu akademisch und deshalb langweilig. Da er sich fürchtet, tiefer in den Wald
zu gehen, wird er bald eine ästhetische Blindheit entwickeln und nicht sehen,
wie blutleer seine Schöpfungen sind. Stattdessen ist der Autor davon begeistert
und sieht in diesen dürftigen Werken sein vermeintliches Ich widerspiegelt.
Diese Blindheit ist allerdings nur vorübergehend. Ablehnung,
Kritik in Creativen-Writing-Kursen, der schmerzlichen Ausdruck auf den
Gesichtern von Freunden, die diese stümperhaften Werke lesen, zwingen der
Autor, sich auf unbekanntes Gebiet vorzuwagen, wo der Wald dicht und beinahe
undurchdringlich ist. Verzweifelt stellt der Autor fest, dass es dort keine
Wegweiser, keine Pfade und keine Spuren gibt, denen man folgen kann, denn das
ist der Wald der eigenen Imagination, wo niemand je zuvor gewesen ist.
Ist er erst einmal tief in diesen Wald vorgedrungen, hört
der Autor mysteriöse Geräusche – heftiges Atmen, das Rascheln von zweigen, ein
Geheul und Geschrei, das ihn entsetzt erstarren lässt. Plötzlich taucht aus der
Dunkelheit ein feuerspeiendes, unglaubliche riesiges Monster auf. Zitternd vor
Angst greift der Autor nach einem Köcher mit Pfeilen: Vernunft, Logik,
Belesenheit, Lebenserfahrung. Pfeile, die in der Alltagswelt zahlreiche Monster
mit einen einzigen Schuss ins Herz erlegt haben.
Der Autor ist treffsicher, und die spitzen Pfeilen dringen
tief in die dicke Haut. Doch das Monster lacht nur schallend, denn es ist das
Monster der ureigenen Imagination des Autors und ganz anders als alle Monster,
die ihm in der Alltagswelt begegnet sind. Diese Monster wird von den Gefühlen,
Skrupeln, Erinnerungen und Qualen des Autors angetrieben und kann deshalb nicht
mit gewöhnlichen Waffen besiegt werden.
Der Autor dreht sich auf dem Absatz um und flieht voller
Panik aus dem Wald.
Zurück in der Alltagswelt, liest er über andere
Schriftsteller, die bereits dort waren, in der Hoffnung, eine Waffe zu finden,
mit der man das Monster erschlagen kann. Indem er die Meister studiert, baut
der Autor sein Selbstvertrauen auf. Von den Meistern erfährt der Autor einige
merkwürdige Gewohnheiten des Monsters, dass es sich zum Beispiel von
Autorenfleisch ernährt, und er entdeckt, dass man das aushalten kann.
Während er Wissen und Anregungen bei den Meistern sucht,
versucht der Autor, diese zu imitieren, nicht nur formal, sondern auch ihren
Stil und ihre Sprach. Vielleicht findet er einen Populären Schriftsteller und
Produziert eine Imitation von dessen Werk, indem er nur einige Äußerlichkeiten
en wenig ändert, um dem Vorwurf des Plagiats zu entgehen.
Mit solchen Imitationen kann man durchaus einigen Erfolg
haben, doch selbst dieser Erfolg wird nicht die vagen Schuldgefühle beruhigen,
die mitten in der Nacht hochkommen. Ganz gleich wie geschickt der Autor darin
wird, die Meister zu kopieren, letztlich wird er in dieser Arbeit keine
Befriedigung finden.
Nun wird der Romanautor voller Verzweiflung weisen Rat bei
Lehrern suchen, die selbst schon tief im Wald waren. Von diesen Lehrern erfährt
der Autor die Wahrheit: man kann das Monster nicht töten.
Aber wenn man das Monster nicht töten kann, wie kommt man
denn weiter? Will der Autor wissen.
In diesem Punkt schweigen sich die Lehrer aus. Ihr Rat ist
immer technischer Natur – Schreiben Sie aufrichtig, versuchen Sie Ihr Werk
realistisch erscheinen zu lassen, machen Sie es universell und trotzdem
einmalig, versuchen Sie, Ihre Figuren bis in die Tiefe auszuloten, und bringen
Sie sie in ein existenzielles Dilemma. Doch die eigentliche Botschaft bleibt
unausgesprochen. Die Hinweise sind eher metaphorischer Natur, Aussagen über
Wahrheit, das Ich und über wahres Wissen, Aussagen, die der Autor nicht ganz
begreift. Erst durch immer neues Ausprobieren erkennt der Autor schließlich das
Wesen des Dilemmas – man kann das Monster nicht erschlagen, aber man kann es
reiten. Der Sattel ist zwar klein und voll scharfer Kannten, und das Monster
lässt sich kein Zaumzeug anlegen. Doch wenn der Autor aufzusitzen wagt, dann
ist es machbar.
Nun ist der Autor bereit, noch einmal dem Wald zu betreten,
entschlossen, das Monster zu suchen und ihm auf den Rücken zu klettern. Er
steuert direkt auf den finsteren Teil des Waldes zu, weil er spürt, dass das
Monster dort auf ihn wartet und Feuer speit, das so heiß ist, dass es Stahl zum
schmelzen bringen konnte.
Es ist ein wilder Ritt, wenn das Monster krachend durch das
Unterholz stürmt und alles, was ihm in die Quere kommt, zertrampelt. Hier
begegnet der Autor noch weiteren Monster, die ihm den Weg versperren. Er muss
sich jedem einzelnen von ihnen stellen und es im Zweikampf überwinden. Das sind
die Monster die tief in inneren der kreativen Phantasien des Autors verborgen
sind. Diese Monster sind die geheimen und unerkannten Ichs des Autors. Die
Kämpfe sind hart und blutig, und der Autor ist oft ganz erschöpf, kann aber
auch Siege verbuchen.
Talent und harte Arbeit ebnen den Weg, doch um Erfolg zu
haben, muss man dem Rücken des Monsters jedem Pfad folgen, den es einschlägt.
Dann sie alle führen zur wahren Individualität des Autors – einem Ort, an dem
die Kreativität wie eine heiße Quelle aus dem Waldboden sprudelt. Dort in
Zentrum seiner Individualität findet der Autor alles, was es über menschliche
Wesen zu wissen gibt. Und dort findet er auch – mit Narben und Blessuren
übersät von den Kämpfen, die er unterwegs austragen musste – die Wahrheit, die
die Quelle ist für Literatur, die nicht bloß unterhaltsam ist und einen
Verleger findet, sondern für Literatur, die den Anspruch hat, große Kunst zu
sein.
Ich hoffe, jeder, der das hier liest, der Text genau so
schön findet wie ich. Wenn nicht, zumindest unterhaltsam. Das ist das letzte
Buch, das ich von James N. Frey gekauft habe, alle anderen habe ich schon
gelesen. Meine Suche ergab, dass er kein neues Buch veröffentlicht hat. Aber
seine fünf Bücher sind für jeden angehenden Autor eine große Hilfe. Wünsche alle einen schönen Sonntagabend.
James N. Frey
The Key. Die Kraft des Mythos
|






Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen