Ein Bild
sagt mehr als tausend Worte.
Wer kennt diesen
Spruch nicht. Besonders in der Werbung wird auf unseren Gefühlen appelliert.
Das niedliche weiße Kätzchen der das Katzenklo nicht findet, Das glückliche
Baby, der selig schläft dankt Panpers, glückliche Kinder mit Milchschnitte,
oder noch schlimmer, Frauen in Kleidern, die mir nie so stehen werden, wie das
junge, attraktive und vor allem schlanke Modell. Durch alle diese Bilder wird
uns suggeriert „Das muss ich haben“.
Die Zeitung brachte
viele Nachricht, darüber, das Schiffe mit Flüchtlingen gesunken sind. Aber
richtig empört und konsterniert waren wir erst als das Bild mit dem ertrunkenen
vierjähriger um die Welt ging. Das war irgendwann vor ein oder zwei Jahren,
aber ich habe dieses Bild immer noch vor Augen. Mein Herz fühlt sich erdruckt,
die Augen brennen und der Kloß in Hals droht mich zu ersticken.
Es ist schrecklich,
aber der Mensch sucht genau danach, wenn es um Literatur geht. Shakespeare ist
mit seinen Dramen nicht grundlos zu dem geworden, von dem wir heute noch reden.
Wollen wir die Leser
bei uns behalten, müssen wir etwas bieten. Sensation, Gefühle, Spannung, die
Möglichkeit dem Kommissar zuvor zu kommen und der Mörder vorher zu erwischen.
Wobei, wenn der Leser vor dem Kommissar das Rätsel löst, haben wir etwas falsch
gemacht. Gefühle sind eine Starke Macht.
James N. Frey
schreibt in seine Bücher:
EIN PLOT IST EINE FOLGE VON ERFUNDENEN EREIGNISSEN, DIE DER
AUTOR IN SZENEN UMSETZT, DIE ER MIT ERFUNDENEN PERSONEN BEVÖLKERT (…) WENN DER
AUTOR DAS ALLES ZU PAPIER BRINGT WIRD DARAUS EINE GESCHICHTE:
James N. Frey
Wie man einen verdammt guten
Kriminalroman schreibt.
Schreiben wir
Geschichten? Oder reihen wir nur Wörter auf den Linien unseres Papiers?
Haben wir uns zu
Aufgabe gemacht das oben erwähnte zu erfinden, müssen wir schrecklicher als die
Tageszeitung sein, grausamer als
die schlimmste Schlagzeile, romantischer als
Pilcher und Cartland zusammen, dramatischer als alle Griechen je waren. Das ist
nicht einfach, Griechen waren die größten Dramatiker. Manchmal denke ich, das
ist immer noch so.
Können Sie der Leser
nicht vermitteln was die Figuren gerade durchmachen, können wir auch ein
Kochbuch schreiben. Leider kann ich nicht Kochen.
Was lesen Sie und
welche Erwartungen haben sie in diese Lektüre? Oder anders gefragt, was
Schreiben Sie und was soll der Leser dabei empfinden?
Wir können nicht der
Leser vorschreiben, was der zu empfinden hat, aber das Schreibende Volk hat die
Gabe, zumindest einige von uns, gezielt Gefühle hervorzuheben. Die passenden
Worte an den richtigen Stellen können beim Leser Trauer, Freude, Glück,
Einsamkeit und viel mehr vermitteln. Einige von uns können es ohne große Anstrengung,
andere müssen schon etwas Zeit in diesem Abenteuer investieren. Das wichtigste
ist, das wir uns stets in klaren sind, was wir wollen, was wir können und wie
wir die Kluft dazwischen überwinden. Glücklich denen, die letzteres nicht nötig
haben.
Als Bücher noch
selten waren und ein Raum mit fünf Bücher als umfangreiche Bibliothek
beschrieben werden konnte, konnte auch nur die gehobene Klasse lesen. In unsere
Zeit ist der Schulbesuch Pflicht. Das ist eine wunderbare Sache. Jedoch stehen
wir vor der Aufgabe, das lesende Volk zu erreichen und an unseren Texten zu
fesseln. Der versuchen anderen mit unseren Worten zu unterhalten stellt uns ziemlich
unter Druck. Heute kann jeder lesen. Der Leser ist zugleich Kritiker, von deren
Wohlwollend sind wir abhängig.
Neulich holte ich
aus meinen Bücherregal ein paar alte Bücher. Mit Alt meine ich wirklich alt.
Als junge Frau habe ich diese mit Wonne verschlungen. Heute frage ich mich
warum ich diese so möchte. Das wir uns nicht falsch verstehen, ich sprechen von
Sir Arthur Conan Doyle, Edgar Allan Poe, Mark Twain und anderen hervorragende
Autoren, nur meine Erwartungen sind heute anders. Es entsteht nicht mehr das
gleiche Gefühl wie damals. Einzig (Don) Miguel de Cervantes hat noch der Reiz
von früher noch nicht verloren.
Wo liegt der
Unterschied? Ich habe in mein Leben so viel gelesen, dass meine Erwartungen
gestiegen sind. Der Pendel des Todes, Lebendig begraben und die Schwarze Katze
haben nicht mehr die gleiche Wirkung auf mich, als in der Zeit, wo ich hauptsächlich
Pflichtlektüre für die Schule las. Wenn heute irgendwo steht, dass die Person
eine bleiche Haut hat und entrückt wirkt, empfehle ich dieser mehr Vitamin B12,
ein Vampir kommt mir nicht mehr so ängstigend vor. Wenn der Leser erschreckt
reagieren soll, ist der Versucht bei mir gescheitert. Ja, wir sind abgestumpft.
Emotionen entstehen
heute, durch das Geschehen. Der Held muss leiden. Habe ich irgendwann gelesen
in eine meiner Bücher. Umso gequälter der Held ist, desto mehr Mitgefühl
verspüren wir. Sind die Figuren wirklich gut ausgearbeitet, werden wir uns mit
irgendeine davon identifizieren. Muss nicht immer die Hauptfigur sein. Sorgen
Sie dafür, dass ihre Figuren etwas ausstrahlen. Es muss nicht immer gutes sein.
Als ich die Kinder der Erde las, habe ich das erste Buch nicht aus der Hand
legen können. Ich wollte die Stelle lesen, wo
Broud für seine Taten bezahlt.
Auf einmal war das Buch alle und Broud war immer noch da. Bei den anderen
Büchern habe ich darauf gewartet, das Aylla zurückkehrt. Broud musste für seine
Taten bezahlen, aber sie kehrt nicht zurück. Ich glaube, mein Hass Broud
gegenüber war größer, als meine Freude an der Lektüre. Jean M. Auel hat die
richtige Knöpfe bei mir gedrückt.
Es geht nicht darum
zu schreiben, dass die Protagonistin traurig ist. Wir müssen diese Trauer in
Form von Bildern, in den Kopf des Lesers projizieren. Tja, das ist nicht
leicht, aber das ist unser Ziel. Schaffen wir das, haben wir schon halb
gewonnen.









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