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Samstag, 1. Dezember 2018

Gefühle




Welche Filme schauen Sie? Welche Bücher werden von Ihnen gelesen? Jeder von uns reagiert anders als das, was uns vor Augen geführt wird. Gefühle werden immer herausgelockt. Beim Film Titanic wurde kurz vor dem Ende der Film angehalten, das Licht angemacht, zu meiner Überraschung kam das Kinopersonal mit großen Körben hinein.  Auf einmal regneten Taschentücher Packungen ins Publikum. Ich hatte mich gefragt warum. Als das Licht am Ende des Films wieder anging, sah ich überrascht, dass die Augen der Arbeitskollegin, die mit mir ins Kino war rot waren und ein geöffneter Wasserhahn gleich, ausliefern. Ein kurzer Blick entlang der Reihen verriet mir, dass ich als einzige nicht weinte.
Warum es bei mir nicht funktioniert hatte, kann ich nicht sagen, denn ansonsten weine ich schon wenn der Kater mich unzufrieden anschaut. (Peinlich aber wahr). Ein anderer Film, „Enemy Mine“. Die letzte Szene, wo die lange Reihe an Ahnen gesungen wird und erwähnt wird, das Davidge Name hinzugefügt wurde, öffnet meine Schleuse und beschert mir ein Kloß in Hals. Wer das Buch kennt, weißt was alles noch passierte, bevor diese Szene geschah. Das bringt noch mehr Tränen zutage.

Nicht nur Filme und Bücher rühren uns zu Tränen, Lieder sind mindestens genauso schlimm. Ein Gemälde kann unsere Gefühle auch zum Wanken bringen. Alles um uns herum stürzt uns in ein Meer von Gefühlen, die wir nicht durchschwimmen können ohne darin zu ertrinken.

Wie ist es, wenn wir mit unseren Texten genauso ein Effekt hervorbringen möchten? Als ich Thomas Goldbaum nach Auschwitz sandte, hatte ich Schwierigkeiten das geschriebene an Bildschirm zu verfolgen. Meine Augen waren vor Tränen überschwemmt, alles war verschwommen. Dass die Szene fertig wurde, habe ich nur die Tatsache zu verdanken, dass ich mit zehn Finger – Blind schreiben kann.

Machen Sie Bilanz, welche Ihre Texte holt echte Gefühle aus Ihnen heraus? Wenn Sie echte Gefühle investieren, wird Ihr Publikum Sie lieben, denn dass, was Sie in Ihren Text hinein geben, wird weitergetragen. Der Leser erkennt, ob der Autor mit dem Helden, der Hund, das Ungeheuer gelitten hat, oder nur die Seiten voll gekritzelt hat. Das bringt uns dazu, ein weiteres Buch besagter Autor sofort zu kaufen, oder zu verdammen.

Vertiefen Sie sich beim Schreiben in Ihren Text, seien Sie der Leidende oder zumindest jemand der diesem sehr nahe steht. Je nachdem welche Gefühle entstehen sollen. Die eigene Verzweiflung oder das Mitleiden.

Schreiben Sie nicht nur, sehen Sie Ihre Figuren zu. Lassen Sie das Geschehen vor Ihren geistigen Auge entstehen. Fühlen Sie an eigenen geistigen Leib Schmerz, Freude, Glück, Verzweiflung ….

Haben Sie keine Angst Kitsch zu schreiben, dafür gibt es die Überarbeitung. Lassen Sie die Gefühle erst mal auf das Papier Fliesen, was später als zu viel empfunden wird, kann immer gestrichen werden. 




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