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Mittwoch, 4. Dezember 2019

Leseprobe Der neue Freund


Geschrieben wurde es für ältere Kinder, aber dann war ich mir unsicher, ob es wirklich für Kinder geeignet ist. Die Entwicklung am Ende gibt mir zu Denken.





Der Neue Freund



Es ist nicht leicht in ein fremdes Land zu kommen, kein Wort zu verstehen und zur Schule zu müssen. Nein, das ist wirklich keine
Freunde, das ist frustrierend besonders für Kinder. Was? Ihr seid anderer Meinung? Nein, dass könnt ihr nicht sein, denn ich weiß wovon ich rede. Ich war vierzehn Jahre als ich nach Deutschland kam. Noé und Lucas sind viel jünger, Noé ist neun Jahre und geht in die vierte Klasse, Lucas ist gerade in der ersten Klasse mit seinen sechs Jahren. Der Vorteil, den sie mir gegenüber haben ist, dass sie viel schneller Deutsch lernen werden als ich. Sie werden es auch besser sprechen können als ich, weil ihre jungen Köpfe es viel besser aufnehmen als ein Kopf, der schon viele Jahre andere Dinge gelernt hat. Wie der geneigte Leser nur schwer übersehen kann, kämpfe ich heute noch mit der Sprache.

Noé fühlte sich fehl am Platz, er war vor einigen Tagen nach Dithmarschen gekommen und vermisste seine Freunde. Deutsch war schon schwer genug, aber die Leute in Dithmarschen sprachen etwas anderes, etwas was er überhaupt nicht verstand, es hieß Pressdeutsch oder so. Er dachte immer ans Bügeln und sagte daher immer gebügeltes Deutsch dazu. Es war mitten im Schuljahr, die Weihnachtsferien waren gerade vorbei und seine Eltern hatten ihn und seinen Bruder besonders früh geweckt, als sie zum Frühstück runterkamen, sah der Tisch festlich aus, seine Eltern wollten mit ihm und seinem kleinen Bruder Lucas in die Schule, um sie dort anzumelden. Nach dem Frühstück gingen sie alle singend aus dem Haus, Noé wollte gerade ins Auto einsteigen als Lucas ihn am Arm zupfte

»Ich habe so Angst!«
»Warum?«
»Ich kenne doch keiner«.
»Ich auch nicht, aber keine Angst, wir sind zusammen«.

Lucas stieg ins Auto, er fühlte sich besser. Die Schule war in einem anderen Dorf, in Zukunft würden er und Noé mit dem Bus zur Schule fahren, das machte Noé Angst, denn er war noch nie in einen Bus gestiegen.

Die Schule war viel kleiner als die Schule, die er in seine Heimat besucht hatte, aber Oma hatte gesagt, bevor sie nach Deutschland abgereist waren, „Nicht das Gebäude ist wichtig, wichtig ist nur das, was der Lehrer dir beibringt“. Noé wollte die Schule eine Chance geben. Etwas anderes konnte er auch nicht tun. Die Firma, bei der sein Vater arbeitete, hatte ihn für zwei Jahre nach Deutschland gesandt, um Kontakt mit den Kunden zu pflegen. Noés und Lucas Vater arbeitete für eine große Firma, die auf der ganzen Welt Kunden hatte. Welche Kunden das waren, das wusste Noé nicht, aber sein Papa musste manchmal für mehrere Tage weg, dann rief er jeden Abend an, um gute Nacht zu sagen.

Nachdem Noé und Lucas mit ihrem neuen Lehrer ins Schulgebäude gegangen waren, stand Zoraya, Noés und Lucas Mutter, noch eine Weile vor der Schule, Tomaso, Lucas und Noés Vater, lehnte am Auto und wartete geduldig bis Zoraya, bereit war nach Hause zu fahren. Er schmunzelte, als Noé in den Kindergarten kam war es genau das Gleiche gewesen, jetzt musste Zoraya beide Jungs da lassen, in einer fremden Schule, wo sie nicht alles verstanden was ihnen gesagt wurde, ohne Freunde und vor allem ohne die Mutter.

Noé war gerade rechtzeitig gekommen, um in Mathematik eine schwierige Aufgabe zu lösen. Der Lehrer hatte verschiedene geometrische Formen an der Tafel gemalt und fragte langsam und sehr gut betont, wer die Namen dazu wusste. Alle Kinder schauten sich fragend um, sie hatten noch nie erlebt, dass Herr Primus so merkwürdig sprach. Als sich keiner meldete, hob Noé vorsichtig den Finger. Der Lehrer rief ihn auf und wartete.

»Cuadrado, Trapezio, Parallelograma, Triángulo«.

Jetzt drehten sich alle Kinder zu Noé, der sprach so komisch, das war sicher ein schwerer Sprachfehler. Peter, in der letzte Reihe, hatte einen Sprachfehler, deswegen musste er zwei Mal die Woche zum Logopäden, vielleicht konnte er den Neuen mal mitnehmen.

Herr Primus musste darüber leise kichern. »Das hast du prima gemacht, aber jetzt wissen deine Klassenkameraden nicht was du gemeint hast, komm nach vorn und schreib es bitte an die Tafel. Weil ich wusste, dass du in meine Klasse kommst, habe ich mir ein Wörterbuch besorgt«.

Langsam stand Noé auf, er fühlte, wie die Blicke der anderen Kinder auf ihm lagen, es war nicht gerade Freundschaft was diese Blicke vermittelten, warum hatte er nicht den Mund gehalten, es hätte Herr Primus nicht gewundert, wenn er geschwiegen hätte. Vorsichtig schritt er nach vorn, leicht zitternd nahm er ein Stück Kreide und schrieb unter die einzelnen Zeichnungen die Namen.

Herr Primus nahm auch ein Stück Kreide, bedankte sich bei Noé und bat ihn sich wieder zu setzen. Neben Noés kleine Buchstaben schrieb er mit großen Buchstaben.

Cuadrado = Quadrat
Trapezio = Trapez
Paralelograma = Parallelogramm
Triángulo = Dreieck

»Das hast du wirklich sehr gut gemacht Noé«. Herr Primus legte das gelbe Buch beiseite und fuhr fort mit dem Unterricht.

In der Pause stand Noé auf dem Schulhof, es war kalt und es fiel feiner Schnee, bis vor zwei Wochen hatte er so etwas noch nie gesehen. Alle Kinder tobten und lachten um ihn herum. Er hatte aber seiner Mama versprochen auf seinen Bruder aufzupassen, so behielt er Lucas im Auge. Wie gern wäre er auch herum gerannt mit den anderen Kindern, aber das ging nicht, er konnte nicht riskieren, dass Lucas sich verletzte, außerdem hatte er sich sicher keine Freunde gemacht, als er zur Tafel gehen musste.

Seine Mutter hatte ihm Vollkornbrot mit pürierten Bohnen und eine Dose mit Gemüsestiften eingepackt. Zwei Jungs, die nur ein paar Schritte entfernt von ihm waren, rümpften die Nase, in deren Brotdosen befanden sich Nutella Brot und Süßigkeiten.

Ein blonder Junge mit grauen Augen stand auf einmal vor Noé, er wusste nicht zu sagen, wie dieser dorthin gekommen war, er war – Noé dachte angestrengt darüber nach – einfach vor ihm aufgetaucht.

»Ich bin Alex, du bist neu hier!«
»Ja, ich heute bin da ersten Mal «.
»Das ist hier nicht so schlimm, du gewöhnst dich bald dran«. Alex schaute in Noés Launch Box. »Was isst du da?«
»Pürierte Bohnen, Gemüse und Milch«. Noé ließ ein breites Lächeln im Gesicht entstehen. Die Kinder, die ihn schon eine ganze Weile beobachteten, schauten ihn an als ob ihm ein zweiter Kopf gewachsen wäre.
»Wir Veganer sind «.
»Veganer? Was ist das?«
»Das heißen, wir kein Fleisch essen, keine Eier, keine Milch. Auch keine Sachen kaufen aus Leder oder Wolle«.
»Hast du nicht gesagt du hast Milch dabei?«
»Ja, Mandelmilch«.

Alex schaute ihn sehr verwirrt an, er hatte noch nie etwas über Mandelmilch gehört und er konnte sich nicht vorstellen, ohne Wollpullover. …





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