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Samstag, 26. Mai 2012

Buch schreiben "Woche 34"



Woche 34



Einst, (so um das Jahr 1880) erklärte Nietzsche:

 
„Keines der jetzigen Kulturvölker hat eine so schlechte Prosa als das deutsche; und wenn geistreiche und verwöhnte Franzosen sagen: es gibt keine deutsche Prosa –

so dürfte man eigentlich nicht böse werden, da es artiger gemeint ist als wir es verdienen“

Nietzsche


Für dem Fall das jemand nicht wissen sollte was Prosa ist, was ich mir nicht vorstellen kann, aber ein sehr junger Leser konnte wirklich hier zwischen sein oder?

Prosa kommt aus dem Griechischen und bedeutet „erzählende Dichtung“ (vereinfacht ausgedruckt).


  ……. woher weiß man, wann man seine Geschichte kürzen sollte. Als allgemeine Regel lässt sich sagen, dass eine umfassende Bearbeitung, bei der man große Stücke herausschneidet und vielleicht an anderer Stelle unterbringt, warten muss, bis die Erstfassung beendet ist. Erst dann hat man genug Distanz zu seinem Werk, um zu erkennen, was gestrichen werden muss.

Louise Doughty
Ein Roman in einem Jahr


Super, ich bin bemüht siebenhundert Seiten voll zu bekommen, um danach genug Distanz zu bekommen, um tausenddreihundert zu löschen. Ja, so habe ich es mir schon immer vorgestellt. Ja, ich wusste von Anfang an, das "um siebenhundert Seiten voll zu bekommen, mindestens tausend schreiben muss". Mir war auch vollkommen klar, dass ich am ende, das eine oder andere, gestrichen werden muss, weil es am Thema vorbei geht, weil es nicht so eine gute Idee war, wie ich zu nächst dachte, aber so viel streichen, dass die Texte halbiert werden, nein, das hatte ich mir nicht wirklich so gedacht.


…. Die Kürzungen, von denen ich im letzten Kapitel gesprochen habe – hier und da etwas entfernen, Sätze straffen –, sollten fast instinktiv vorgenommen werden. Wenn Sie sich angewöhnen, dies schon während des Schreibens oder kurz danach zu machen, erspart Ihnen das später viel Arbeit und erleichtert, die schwierige Entscheidungen.

Louise Doughty
Ein Roman in einem Jahr


Diese kleinen Kürzungen von vergangener Woche machen mir noch das Leben schwer. Ich gehöre zu denen, die keine Klischees auslassen, die Kitsch nicht nur als Vorspeise kennen und ich habe ein wirklich überdimensionales Problem mit Streichung von bereits angewandten Wörtern. Ich erkenne die Worte, die weg müssen, so ist es nicht. Ich will sie aber behalten. Nein, ich finde die Methode nicht hilfreich, aber sicher hat jeder der richtige Weg für sich gefunden, um diese kleine Streichungen durchzuführen.


Das große Umschreiben, die strukturelle Bearbeitung, fällt viel leichter, wenn die eigentliche Geschichte nicht durch schlechte, unnötig aufgeblähte Prosa verschleiert ist.

Louise Doughty
Ein Roman in einem Jahr


Ich glaube, jetzt ist es so weit. Jetzt kann ich mir wirklich ein anderes Hobby suchen. Ich drucke mich am besten aus, wenn das Blatt voll mit Fremdwörtern ist. Nein, nicht um anzugeben „schaut, wie viele Wörter ich kann“, ich tue es, weil die hier als Fremdwörter geltenden Ausdrücke, für mich normale Umgangssprache sind. Alles was ich hier schreibe, ist eine wahre Herausforderung, ich hatte mir vorgenommen diesen Blog möglichst mit ausschließlich deutscher Umgangssprache zu schreiben, und glaube es ist mir (fast) gelungen wenn ich aber ehrlich sein soll ...... ja, fast, aber ich habe noch nicht beschlossen mit dem Blog aufzuhören und von daher habe ich noch die Chance zu lernen, ausschließlich mit Deutschen Ausdrucken aus zukommen.


Sie sparen viel Zeit, wenn Sie bereits in diesem Stadium Selbstkritik entwickeln (…)

(…)  es geht hier nicht um Neustrukturierung, sondern um Kleinigkeiten, um die Erkenntnis, dass zu viele Adverbien ein Melodram statt echter Intensität erzeugen. Und dass, anders als viele glauben, Romanschriftsteller nicht pro Metapher bezahlt werden.

Louise Doughty
Ein Roman in einem Jahr


Selbstkritik entwickeln? Bin ich denn nicht kritisch genug mir gegenüber? Ich weiß wie wo meine Grenzen liegen, mache mich selbst täglich nieder und weiß sehr genau, dass ich nicht publizieren werde, auch wenn ich dem Roman des Jahrhunderts schreiben sollte. Unter uns gesagt, dass ich etwas Geniales schreibe, die Gefahr besteht nicht wirklich. Selbstkritisch, das bezieht sich natürlich wieder auf die kleinen Streichungen. Ich muss mich daran üben meine eigenen Texte zu verwerfen „schniff“


Nichts ist deprimierender, als triumphierend zweitausend Wörter niederzuschreiben, nur um am nächsten Tag festzustellen, dass die Hälfte davon verschwinden muss.

Louise Doughty
Ein Roman in einem Jahr


Ach!!!!!!!! Wer sagt das, ich will mich daran üben nicht an meine Buchstaben zu hängen, und jetzt das. Ja, es ist sicher deprimierend so etwas machen zu müssen. Ein ganzer Tag zu arbeiten, um am nächsten Tag darüber zu lesen und festzustellen, dass es Schrott ist. Aber so als Anfänger sicher nicht zu vermeiden. Ich versuche nicht zu deprimiert zu sein, wenn ich merke, dass mein Text von Tag vorher verworfen werden muss. Aber in meinen Fall habe ich die ganzen umpassenden Texte, für Teil zwei meines Romans aufbewahrt. Das ist meine Art zu recyclen.


Jedes Mal, wenn Sie sich an der Arbeit machen wollen, lesen Sie zuerst das, was Sie beim letzten Mal geschrieben haben, und kürzen Sie es um das eine oder andere Wort. Lesen Sie die eigenen Texte nie ohne eine Stift zur Hand oder den Finger auf der „Entfernen“ Taste zu haben.

Louise Doughty
Ein Roman in einem Jahr


Täglich, die Texte von vergangenem Tag lesen, gut, jetzt muss ich so ehrlich sein und gestehen, dass ich es nicht tue, aber ab heute werde ich damit anfangen. Zuerst lesen, kürzen und dann erst mit dem neuen Text anfangen. Eine neue Aufgabe ist geboren.


Erstversionen von Erstautoren triefen oft geradezu vor Klischees. Und dafür gibt es einem Grund.

Louise Doughty
 Ein Roman in einem Jahr

Sicher gibt es einem Grund, warum ich Klischees anwenden, ich bin selbst ein Klischee. Ich liebe Perfektion, gute Menschen, die gut sind und keine Fehler begehen, nicht käuflich sind und sich als echte Helden entpuppen. Ja, alles, was in wahren Leben nicht gibt. Der Grund, warum ich diverse Romane nicht zu Ende geschrieben habe, es kam der Moment, wo ich erkennen musste, dass die Figuren so flach geworden waren, dass ich selbst es nicht mehr ertrug, konnte weiter daran zu arbeiten.
 

Wir benutzen ständig Zeichen. Wenn Sie an der Autobahn ein Schild sehen mit gekreuzten Messer und Gabel, dann wissen Sie, dass demnächst ein Restaurant kommt. Wenn Sie eine Geschichte schreiben, besonders wenn die Erstfassung schnell geschrieben wird, benutzt man selbst gerne das verbale Äquivalent der Zeichen, nämlich Klischees ………

Louise Doughty
Ein Roman in einem Jahr


Gut, das ist eine Erklärung, die ich wohl sehr gut assimilieren kann. Ich werde mich daran gewöhnen als Erstes mein Text von vergangenem Tag zu lesen, zweitens das zu schreiben, was ich sehe und nicht einem bereits existierenden Äquivalent (ein Klischee) anzuwenden.

Gut, auch wenn es keiner glauben mag, habe ich diese Woche einiges gelernt.


Sie war eine attraktive junge Frau. Wirklich? Und warum (…) 

Wenn Sie eine Empfangsdame oder eine Barkeeperin beschreiben wollen, dann gehen Sie los und sehen sich welche an. Mansche sind attraktiv, manschen nicht (…) 

(…)  schreiben Sie, was Sie wirklich sehen, statt Bilder zu produzieren, die nur Zeichen kopieren. Die Chance, dass sich Ihre Beschreibung echt anfühlt, ist dann viel größer.

Louise Doughty
 Ein Roman in einem Jahr

Das war Woche vierunddreißig, ich möchte an diesem Punkt, ein Mal mehr empfehlen sich das Buch anzuschaffen. Ich will nicht behaupten, dass das Buch, in jedem gut sortierten Regal gehört, aber ich gebe hier nur Passagen wieder. Es ist nicht schlecht die eine oder andere Woche komplett zu lesen, ich denke die kommenden Wochen werden schon etwas komplexer. Ich fürchte aber, dass mein Deutsch nicht über Nacht so gut werden wird, dass Missverständnisse von meiner Seite restlos ausgeschlossen werden können.


Ein Roman in einem Jahr
Louise Doughty

Autorenhaus Verlag


2 Kommentare:

  1. HOLA QUERIDA AMIGA-IMPORTANTE-ESCRITORA !!!!! JJJEJEJEJEJEJEJEJEJJ AQUI ESTOY DE NUEVO PARA SALUDARTE. SERIAS TAN AMABLE DE EXPLICARME, DONDE DICES QUE MARCAS LO PUBLICADO EN CASTELLANO ?????
    ES QUE NO ME ENTERO NI PAPA CON EL TRADUCTOR DE GOOGLE. Y ME INTERESARIA LEER LO QUE CUENTAS.....
    ESPERO QUE TODO VAYA BIEN, Y PASA UN BUEN FINDE.
    MUCHOS BESOS.

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    1. hola Merce, voy a poner una entrada con una foto de el blog donde indico el lugar de las etiquetas.

      gracias por la visita, te deseo un domingo muy hermoso

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