Der Fiktive Traum
Nein, damit ist nicht der Traum etwas Unvergleichliches zu
schreiben gemeint. „Der fiktive Traum“,
so bezeichnet James N. Frey, die Bilder und Filme, die in Kopf des Lesers
entstehen, wenn er unsere Bücher liest.
Wie Man einen verdammt guten Roman schreibt 2
James N. Frey
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John Gardner schrieb in „The Act of Ficiton, in Jahr 1984 “unabhängig vom Genre Erzählliteratur“, das
bedeutet, dass unabhängig von Genre, der Leser ist, an die von Ihnen sorgfältig
gewählte Worte gefesselt und wird das Buch nicht von der Hand lassen, bis sich
der Knoten löst. Also bei der letzten Seite.
Weiter erklärt Frey: „Der Fiktive Traum“, wird durch die
Kraft der Suggestion erschaffen.
Ein Text ist dann gut, wenn er „Kopfkino“
erzeugt und den Leser an den Ort der Handlung bringt. Aber das geht nur mit
einer treffenden, präzisen Wortwahl und möglichst vielen Sinnes-Eindrücken.
So lektorieren Sie ihre
Texte
Sylvia Englert
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Wer sich in das positive Denken auskennt, wird gleich wissen,
worum es geht, da brauche ich nur Peter Kummer oder Tepperwein zu erwähnen und
schon sind Sie an Visualisieren, die Filme entstehen in ihren Kopf und reisen
sie mit.
Als Autor / in, bedienen wir uns auch solche Bilder, wir
setzen alles in unsere Macht stehende, um solche Bilder und ganze Filme in Kopf
des Lesers entstehen zu lassen.
Jeder von uns hat sicher mehr als ein Mal die Aufforderung gelesen:
Zeigen nicht erzählen. Sicher habe auch in diesen Blog mehr als einem Mal
darüber geschrieben. Aber es bleibt meistens ungeklärt, was damit gemeint ist.
Das erste Mal, dass ich es gelesen habe, habe ich mich gefragt, was jetzt, soll
ich womöglich etwas zeichnen? Natürlich war mir klar, dass etwas anderes damit
gemeint sein musste, aber wirklich deutlich klar, was damit gemeint war, war es
mir nicht.
Nun, das liegt ein paar Jahre her, ich habe damals heraus
bekommen, was damit gemeint ist. Jetzt brauche ich ein Beispiel:
Erzählen: Johan ging in den Garten, die Bäume waren noch kahl. Es
war Anfang März, mehr konnte er nicht erwarten. Bald würde Thomas da sein, der
Augenblick, wo es kein zurück mehr gab, rückte immer näher.
Zeigen: Johan öffnete die alte Holztür, es bedürfte etwas mehr
Kraft, um die Tür zu bewegen. Den mit Rost überzogenen Scharnieren gaben
schmerzerfüllte Geräusche von sich, als er an der Tür rüttelte. Alte
Erinnerungen wurden wach, fast konnte er seine Mütter hören, wie sie ihm aufs
Neue ermahnte, kein Dreck auf den frisch gewischten Boden zu verteilen. Es war
kalt, die Bäume waren noch kahl, aber es war nicht zu übersehen, dass die
ersten Knospen bereits an den Zweigen zur tage traten. Johan zog sich der
Mantel enger, zögerlich setzte er der Lackbeschuhten Fuß auf dem schmalen Trampelpfad,
der von Haus tief in den großen Garten führte. Es war alles andere als ein
guter Tag, es hatte unerfreulich begonnen und die Witterung bot jetzt der
würdigen Rahmen für das hässliche Ende. Die eisigen Winde verfingen sich in
seine blonden Locken, die ihn vor die eisgrauen Augen fielen. Er hätte längst
zum Friseur gehen müssen, nun aber war es nicht mehr von Bedeutung, dass er es
versäumt hatte. Johan nahm ein tiefer Atemzug, trotz der Kälte, war der
Frühling bereits in der Luft, er konnte es riechen. Bald wurden die Bäume mit grünen
Blättern und bunte Blumen gefühlt sein, die Äste würden Spatzen ein Zuhause
bieten und an dem Vordach vor den Küchenfenstern würden die Schwalben sich
häuslich niederlassen. Das alles wurde er nicht mehr sehen, Johan ging einige
Schritte weiter, der alte Garten Bank auf dem er unzählige Nachmittage mit
seiner Mutter gesessen hatte und die von ihr vorgelesene Märchen zu lauschen,
war kaum noch zu erkennen, die Farbe war abgeblättert und das Holz längst
verrotten.
Nervös riskiert Johan ein Blick
auf seine Uhr, es war schon spät, das war nicht normal, dass Thomas sich
verspätete, da wo andere ein Herz tragen, trug er eine Schweizeruhr. Womöglich
parkte er vor dem Haus, um ihn etwas Zeit zu geben, um sich an den Gedanken zu gewöhnen.
Kann man sich daran gewöhnen? Wohl nicht, ob jetzt oder in eine Stunde, das
Endergebnis würde das gleiche sein. Der Augenblick, wo es kein zurück mehr gab,
rückte unaufhaltsam näher.
So, jetzt hoffe ich nur, dass es mir gelungen ist, zu
verdeutlichen, wo der Unterschied zwischen Zeigen und Erzählen liegt.
Als Autorin möchte ich, dass der Leser in der von mir
gestrickte Geschichte eintaucht, dass der sich dort verliert, wie ein chinesischer
Künstler mal vor viele Jahrhunderte erklärte. So wie ich vor vielen Jahren
daran verzweifelte, als vor meinem inneren Auge, Atrejus Pferd in die Sümpfe der
Traurigkeit versank, so möchte ich, dass ein eventueller Leser sich in meine
Geschichte verliert und von der ersten bis zu der letzten Seite, der Film in seinen
Kopf nicht abreist.
Um diesen fiktiven Traum entstehen zu lassen, müssen wir
gute Figuren entstehen lassen. Ich lese nicht nur, weil das Buch sich zufällig
in meine Hand befindet. Ich lese weiter, weil eine unsichtbare Macht mich an
den Zeilen in Buch festhält. In diesen speziellen Fall lese ich weiter, weil
Jochen etwas hat, was mich neugierig macht, er schwelgt auch in Erinnerungen an
seine Kindheit, er ist mir sympathisch und gleichzeitig habe ich jetzt schon
etwas Mitleid mit ihm. Ich glaube, es ist mir sogar gelungen wichtige Fragen
aufzuwerfen. Wer ist Johan, wo ist seine Mutter, ist sie krank, tot,
verschwunden? Warum sieht Jochen keine Möglichkeit der Frühling, in den Garten
zu erleben? Ist er todkrank? Muss er operiert werden und weiß, dass er den
Eingriff nicht überleben wird? Braucht er Geld und musst daher seinem
Elternhaus verkaufen? Aber warum ist es dann nicht mehr wichtig, nicht zum
Friseur gegangen zu sein? Wer ist Thomas? Sein Anwalt? Sein Freund? Sein Arzt?
Sein Mörder? Ich glaube, damit haben wir der Leser zumindest etwas geködert,
oder würden Sie jetzt das Buch weglegen? Ich hoffe nicht, das würde mich sehr
deprimieren.
Zugegeben, der Text mit Johan ist kein Meisterwerk, aber es
ist ein erster Entwurf, der so lange aufpoliert wird, bis es zu einem
Spinnwebengeflecht wird. Wer sich darin verfängt, bleibt an den starken Fäden
für immer hängen. Was weiter passieren wird, ist natürlich von Genre abhängig.
Wenn ihre Figur einsam ist, Demütigung erlebt, von niemand
geliebt wird, sich mit den Tücken des Überlebens in nicht enden nehmender Armut
behaupten muss ….. dann, musste ihre Figur die Sympathie ihre Leser erhalten.
Niemand kann so grausam sein, so ein geschundener Mensch oder was auch immer es
ist, einfach links liegen zu lassen.
Sympathie ist der Weg zu den Emotionen der Leser. Wenn mir
die Figuren unsympathisch sind, warum sollte ich weiter lesen wollen? Ok, ich
habe „Ayla und der Clan des Bären“ von Rachegelüsten gegen Broud getrieben, bis
zu letzte Seite gelesen. Leider bekam ich nicht die ersehnte Entwicklung.
Daraus können wir schlussfolgern, dass Hass auch ein Weg ist, den Leser an
sich, beziehungsweise an ihren Roman zu binden.
Wir haben bei Johan mehr als eine Frage aufgeworfen, ich
kann jetzt nicht beurteilen ob Sie als Publikum emotional involviert sind, ich
kann es nur hoffen, aber wichtig ist, mit der Dramatik, beginnt sich der Faden
zu spinnen. Die Geschichte ist geboren und jetzt bleibt uns nichts anderes
übrig als weiter zu machen. Die Figur hat ein Konflikt, wird er dran zerbrechen
oder am Ende davon befreit sein? Nein, wir blättern nicht zu letzte Seite um es
zu erfahren. Ken Follett hat nicht 1300 Seiten in Tore der Welt geschrieben,
damit wir 1290 überspringen.
Bevor wir unser Roman fertig schreiben, machen wir uns
Gedanken über unsere Figur, die, die die Leser an sich binden soll auf Gedeih
und verderbt. Ja, ein Buch kaufen, ist wie sich vor den Altar das „Ja Wort“ zu
geben, bis das Wort Ende uns scheidet.
Die Figur:
Hat die Figur Ziele? Wünsche?
Wovon wird sie in ihr Handeln getrieben?
Ist die Figur launisch, zornig,
naiv, wird es von Neugierde getrieben?
Was macht die Figur aus? Ist es
ängstlich? Kaut es an den Nägeln? Neigt es dazu alles auszuplaudern? Wie kam es
dazu?
Meistens haben die Figuren ein
Begleiter, ein guter Freund, ein Haustier, jemand, der sie bis da nicht kannte,
aber der Schicksal lenkender Autor beschließt, dass die Wege sich kreuzen
müssen. Wer ist an den Begleiter ihrer Figur und warum ist dieser an seiner
Seite. Als Beispiel fällt mir gerade der Film „Pechvogel“ ein, wo Gerard
Depardieu sich mit Pierre Richard zusammentun muss.
Warum gibt zwischen den beiden
Figuren ständige Reibereien oder Hass, Grunde wären: Eifersucht, Rivalität,
eine alte Rechnung, der nie geklärt wurde ….
Nicht zu vergessen, der Gegner,
wer ist der, warum tut er was er tut, hat der Antagonist womöglich eine
Ideologie hinter sein Handeln? Glaubt er das einzige Richtige zu tun? Muss er
jemand retten? John Q nimmt die Notaufnahme des Krankenhauses, wo sein Sohn
liegt, um zu erzwingen, dass sein Sohn die lebensrettende Operation erhält. Gut,
hier ist er nicht der Antagonist, aber ein Beispiel für Hilflosigkeit in einem
Sumpf von Verzweiflung.
Um der „Fiktive Traum“ entstehen zu lassen, brauchen wir:
Aktive Verben.
Konflikt
Emotionen
Wachstum der Emotionen
In Moment habe ich das Gefühl einfach weiter schreiben zu
können, aber das hier ist kein Roman, so habe ich nicht die Möglichkeit sie mit
Sympathien für meine Worte zu ummanteln. Für heute lasse ich es dabei,
vielleicht fällt mir in den nächsten Tagen ein neues Thema mit den ich
versuchen kann sie auf meine dunkle Seite zu ziehen. Bis dahin viel Erfolg bei
ihren kreativen Gedanken.









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