Das Geschenk
| Geld | | Wasserpfeife | | Orgelmusic |
| Wettermann | | Homöopathie | | Silberbecher |
| Sonnenschein | | | | |
Jeden Tag ging Tanja an das Schaufenster vorbei, es war immer noch da, das perfekte Geschenk für ihren Großvater. Pflichtgemäß stand sie vor dem Fenster und schaute sich daran satt. Ja, zugegeben er durfte nicht mehr rauchen aber der Verkäufer hatte ihr versichert dass eine Weiserpfeife völlig ungefährlich wäre. Großvater wird sich so freuen dachte Tanja und jedes Mal ließ sie bei diesem Gedanken der Kopf rasch hängen „wenn ich das Geld zusammen bekommen sollte“
Tanja war siebzehn Jahre alt, es ist kein Fehler jung zu sein aber sie hatte die Naivität von eine siebenjährige. Ich weiß, eine siebenjährige ist heute besser informiert als ich mit meine neunundvierzig Jahren, es ist halt eine andere Generation und ich bin stolz darauf nicht alles zu wissen. Es gibt Dinge die möchte ich nie erfahren.
Das Problem war einfach, dass Tanja alles glaubte was ihr erzählt wurde und konnte sich unter keinen Umständen vorstellen dass jemand etwas erzählen konnte was nicht die Wahrheit entsprechen würde.
Sie ging weiter, die Schule war noch ein Stück weit und sie dürfte auf keinen Fall zu spät kommen. Ihr Lieblingsfach Physik war heute die erste Stunde, Tanja legte ein schritt zu und freute sich über den selten warmen Tag. Die Sonne Schien als gebe es kein Morgen und wärmte die sonst so kalte Umgebung. Auf dem Weg in der Schule summte Tanja ein altes Lied. Ihre Großmutter hatte immer Orgel gespielt, Tanja saß manchmal Stundenlang neben ihr und hörte zu.
Gerade in den Moment wo die Glocke klingelte, betrat Tanja das Schrullengymnasium, wieder einmal Glück gehabt, wenn alles so gut ausgehen würde wie das fast pünktlich in der schule ankommen, dann würde sie wissen woher sie das Geld nehmen konnte für Großvaters Geburtstagsgeschenk.
Der Unterricht verlief wie in Flug und noch bevor sie es merkte war Tanja wieder auf dem Weg nach hause. Irgendwo in nicht so weiter Ferne spielte jemand Musik, das Lied kannte sie, es war eine der Lieder die ihre Oma so gern gespielt hatte. Sie folgte die Töne die sie wie ein Seil gefesselt hielten und heran zogen. Orgelmusik, so etwas Wunderbares wenn auch sonst niemand so gut spielen konnte wie ihre Großmutter es gekonnt hatte, war es trotzdem das schönste auf der Welt. Trotzdem konnte Tanja nicht anders sie ging weiter bis sie der Ursprung der Musik fand.
Tanja betrat das Musikgeschäft das so versteckt war, dass sie es gar nicht gekannt hatte. Nie war sie vorbei gegangen und niemand hatte je davon erzählt. Sie, blieb in Eingang stehen und lauschte die Musik. Ein alter Mann, so alt wie ihren Großvater, saß auf eine Schmale Bank vor einer Großen Orgel. Tanja schaute sich das Musikinstrument an, die Pfeifen waren riesig, sie steckten in die Windladen und nicht wie bei andere Orgeln wo sie nur mit Schläuchen miteinander verbunden sind. Die Einzelheiten wie die Registratur und die Traktur konnte Tanja konnte Tanja so nicht sehen, aber gern hätte sie hinein schauen wollen, die Tasten glänzten aus der Ferne als wären sie gerade zum ersten Mal berührt worden. Sie bewunderte der Spieltisch der mit kunstvoller Schnitzerei verziert war. Tanja schaltete alles um sich herum ab und lauschte nur die Musik, die Noten schienen ihren von der Sonne gewärmter zierlicher Körper zu liebkosen und die kleinen Noten sprangen einfach von Notenblatt um an ihr dunkles langes Haar zu Spielen, sie rutschten wie an einen Wasserfall, die Schwarze Cascade herunter. Tanja hatte die Augen geschlossen und wog sich in klang der Musik.
„Möchtest du nicht reinkommen kleines Fräulein?“ die tiefe Stimme des alten Mannes schreckte Tanja. Sie öffnete die Augen.
„Entschuldige, ich wollte Sie nicht stören. Ich hörte die Musik aber ich „ Tanja wusste nicht was sie wirklich sagen wollte oder sollte, oder sollte sie besser schweigen? Nein das ging auch nicht, er hat sie schließlich angesprochen.
„Du hast nicht gestört, ich fragte nur ob du nicht weiter reinkommen möchtest“
Ohne zu antwortet gab Tanja langsame kleine Schritte nach vorn, sie hielt ihre Hände in Rücken und kaute auf ihre Oberlippe.
„Wenn du Hunger hast, muss ich dir sagen dass du in falschen Geschäft bist“ sagte der alte Mann und verkneife sich das Lachen
„Nein!“ sagte Tanja verdutzt „ich bin nicht Hungrig“
„Dann, würde ich an deine Stelle mit dem Lippen kauen aufhören. Wie willst du dein Freund sonnst küssen wenn du keine Lippen mehr hast?“
„Ich habe keinen Freund“ Tanja regte das Kinn nach vorn.
„Dann wirst du bald eins bekommen“ der Mann beendete sein Spiel „was kann ich für dich tun?“
„Ich hörte die Musik und …“
„Ja, das hast du vorhin schon gestottert“ der alte Mann stand auf und steckte beide Hände in der Hosentaschen „betrittst du Geschäfte nur um Musik zu hören oder kaufst du auch was?“
„Ich – ich – ich ha – „ Tanja konnte nicht antworten
„Mädchen ich hätte gern deine Antwort noch zu meinen Lebzeiten, was suchst du“
„Ich kann nichts kaufen, ich muss Geld sparen für das Geschenk meines Großvaters. Leider ist das Geschenk so teuer dass ich wahrscheinlich die Summe nicht zusammenbekomme“
„Hm“ der alte Mann holte die rechte Hand aus der Tasche und rieb sich das Kinn „du brauchst Geld, das ist ungewöhnlich, für gewöhnlich lassen die Kunden ihre Geld bei mir. Noch keiner wollte welches von mir haben“
Tanja erschreckte „nein! ich will kein Geld von Ihnen. Ich wollte nur erklären warum ich kein Geld habe“
„Ah! Verstehe“ der alte Mann steckte wieder die Hand in seine Hosentasche „suchst du eine Arbeit?“
„Das wäre nicht schlecht, aber ich gehe noch zur Schule und das was ich in Auge habe ist sehr teuer“
Er grinste „was hast du in Auge und wie viel ist sehr Teuer?“
Eine Wasserpfeife, eine so schöne Wasserpfeife mit einem Silberbecher um die Mundstücke aufzubewahren. Es kostet tausend vierhundert Euro und soviel Geld habe ich nicht. Ich bekomme es auch nicht bis zu Großvaters Geburtstag“ Tanja ließ die Schulter hängen und der Kopf folgte der gleichen Weg.
„Wer will hier der Kopf hängen lassen“ der alte Mann legte Tanja eine Hand auf der Schulter „warte ein Moment, ich zeige dir etwas dass dich erheitern konnte“ ohne weitere Worte drehte er sich und ließ Tanja in Raum allein.
Tanja konnte sich nicht vorstellen was der merkwürdige alte Mann ihr zeigen wollte und beschloss lieber der Laden zu verlassen. Als sie sich umdrehen wollte sah sie aber wie der Mann zurückkehrte mit etwas großes, was, konnte sie nicht sehen weil ein Weißes Tuch darüber hing.
„Hier kleines Fräulein, das wird dir sicher gefallen“. Er stellte das große etwas auf einen kleinen Tisch in der Nähe der Orgel und nahm das Tuch ab. Tanja konnte vor Überraschung und Aufregung nicht atmen, eine Wasserpfeife, ein noch viel Schöner und größer als die von Laden und es hatte an eine Seite ein kleiner Silberbecher wo die Ersatzmundstücke aufbewahrt wurden. Der Becher hatte hier sogar einen Deckel.
„Oh wie wunderschön, so etwas wurde mein Großvater sehr gefallen aber die ist sicher Teurer als die in Laden“ Tanja versuchte die Pfeife von allen Seiten zu inspizieren ohne es an zufassen aus Angst es konnte herunterfallen.
„Ich mache dir ein Vorschlag kleines Fräulein, du arbeitest in mein laden nach der Schule und ich gebe dir die Wasserpfeife als Lohn. Was hältst du davon?“
„Aber die ist so schön und ich kann nie soviel arbeiten dass ich es mir leisten kann“ Tanja schaute der alte Mann an
„Die Pfeifen, macht mein Enkel, sicher wird er mir es für einen angemessenen Preis überlassen. Sagen wir dreihundert Euro“ der Mann dachte ein Moment darüber nach „Es wäre aber besser wenn dein Großvater nicht rauchen Würde“
„Oh! Wasserpfeife zu rauchen ist gesund“ verkündete Tanja in voller Brustton
„Wer hat dir das gesagt?“ der alte Mann schaute skeptisch
„Der Händler wo die andere Pfeife ist“
„Kleines Fräulein, er will seine Wahre nur verkaufen. Zu höchst überteuerte preisen wenn ich es so sagen darf. Ich kenne der Laden wo diese Pfeife steht und die ist der Preis nicht wert. Es ist nicht alt, es ist Fabrik Arbeit und der Becher ist nicht aus Silber“
Tanja schaute der alte Mann ungläubig an „er hat mich angelogen?“
„Ja kleinem Fräulein das befürchte ich“
„Aber Großvater soll nicht rauchen sagte der Arzt und er sagt und Großvater sagt er könne nicht damit aufhören. Er meint er sei zu alt dazu“ wieder ließ Tanja der Kopf hängen
„Dann, müssen wir der Großvater aus tricksen“ der alte Mann zwinkerte
„Aus tricksen? Ich soll Großvater belügen?“
„Nein, lügen wollen wir nicht, nur nicht alles sagen“
Der alte Mann ging zu den Ladentresen und öffnete eine Schublade, holte eine kleine Goldene Dose heraus und öffnete es. Ein Duft aus Bananen, Äpfel, und Kokosnuss verströmte in ganzen Raum. „Wenn dein Großvater das in der Pfeife gibt, wird er nicht Rauchen, wird sich, aber sicher sein es getan zu haben“ ich zeige dir wie du die Mischung zusammenstellst. Das musst du immer selbst machen zu kaufen gibt es nicht.“
Tanja atmete tief ein und hatte das Gefühl von Freiheit, Abenteuer und Zufriedenheit
„Du musst es in Homöopathische Dosen anwenden, Weißt du was Homöopathie bedeutet?“
„Ja, und Sie meinen ich soll immer nur ganz wenig benutzen“ Tanja lächelte
„Nun kleines Fräulein sind wir in Geschäft?“ der alte Mann reichte ihr die Hand
„Ja“ mit einem breiten Lächeln griff Tanja nach der ihr gebotenen Hand „ich heiße Tanja, kleines Fräulein klingt nach fünf Jahre alt“
„Willkommen Tanja, ich bin Thorsten, wir sehen uns Morgen“
Tanja summte den ganzen Weg nach Hause und zu Überraschung ihre Mutter tanzte Tanja mit ihr durch die Küche. Am Abend saß sie vor dem Fernseher und schaute mit ihren Vater die Nachrichten, der Wettermann kündigte für den nächsten Tag Sonnenschein.
Ein Monat arbeitete Tanja schon bei Thorsten. Jedem Tag eilte sie von der Schule nach Hause, aß zu Mittag und ging zu Thorstens Musikgeschäft. Als sie am Tag vor Großvatergeburtstag nach Hause kam wartete ein Großes Paket auf sie. Ihre Mutter war sehr neugierig auf dem Inhalt und Tanja riss sofort die Verpackung.
„Das ist Großvaters Wasserpfeife“ Tanja strahlte. Ihren Vater der jedem Mittag nach hause kam stellte es an einem Sichern Ort wo es nicht kaputt gehen konnte und Tanja machte sich gleich nach dem Essen auf dem Weg zu Thorsten.
Als Tanja in der Straße ein bog wo sie seit vier Wochen täglich ihre Nachmittage verbrachte, fand sie nur alte baufällige Gebäude. Sie schaute sich noch mal um ob sie die falsche Straße genommen hatte aber sie war richtig. Thorstens Musikgeschäft sah aus als wäre seit mindestens zehn Jahre niemand da gewesen, die Tür und die Fenster waren mit Brettern verriegelt und die drei Stufen die sie täglich rauft gegangen war, waren längst zerfallen. Tanja rannte nach Hause, ihren Vater war noch nicht wieder weg und sie erzählte ihre Eltern was passiert war. Nach einigen Tagen war es dem Vater gelungen ein Wasserpfeifenmacher zu finden der ein Großvater namens Thorsten gehabt hatte. Er erzählte die Familie dass sein Großvater schon fünfzehn Jahre tot sei. Er war nicht nur Musiker, er hatte ihm das Handwerk des Wasserpfeifen machen beigebracht.



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