Olga war nicht mehr die jüngste, es war spät nachmittags, sie spazierte wie fast jeden Tag durch die Herrenhäuser Gärten. Olga war nicht mehr gut zu Fuß, in ihrem Beruf hatte Olga ihrem Körper mehr abverlangt als dieser zu leisten vermochte.
Die Oktober Sonne senkte sich bereits an Horizont und die letzten Strahlen schenkten ihr trauernder Herz etwas wärme, Olga hatte in ihre Vergangenheit viel eingebüßt, ihr Herz war nur noch ein Trümmerhaufen der am Boden ihrer Brust lag. Olga schaute sich um, voller entsetzen stellte sie fest dass sie genau da stand wo ihren letzten Auftritt stattgefunden hatte. Ja, die Bäume waren noch alle da und trotzten mit ihren noch Grünen Kronen einziehender Herbst. Sie forderten die Jahreszeit heraus und weigerten sich ihre Blätter Gold und Rot zu färben. Auch die Tanz darstellende Statuen in Gold standen noch da und fühlten die Lücken zwischen den Bäumen.
Olga war sich sicher von ihnen verhöhnt zu werden. Die waren damals alle da, sie waren alle Zeugen des Unglücks gewesen das ihre Karriere auf brutalste Weise beendet hatte. Eine Träne lugte aus ihrem rechten Auge raus. Olga schloss die Augen. Sie hörte die Musik von damals noch einmal, fühlte die Brise, die am Abend ihres Auftrittes wehte.
Sie sah Peter inzwischen den Bäumen, in nur vier anmutige Tanzschritte war er zwischen zwei Ballerinas die Pirouetten drehten erschienen u bis zu ihr gelangt. Die Musik erfüllte ihren Gedanken, es war ein Gefühl von Freiheit. Sie breitete die Arme aus und ließ sich davon tragen, die Noten und Musikschlüsseln wurden in ihren Gedanken zu einer Treppe und mit jedem Tanzschritt, kam sie den Wolken näher. Das weiße Kleid aus Satin und Tüll, die Spitztanzschuhe die mit zarten Satin Bändern ihre Fesseln umschmeichelten, das hoch gesteckte Haar. Sie war die Primaballerina Olga Pastin und auf dem Weg zu größeren Bühnen.
Olga schwankte, sie hatte ihre Gehhilfe los gelassen und konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten. Ihr Herz wurde schwer, die Bäume erdrückten sie und die goldenen Figuren lachten sie laut aus.
Ja, diese letzte Zeugen ihres Versagens zeigten förmlich auf sie herunter und lachten laut über sie, sie tuschelten unter einander wie sie ihre Zukunft und ihr Glück außer acht ließ, wegen ihren Stolz der Mann fort schickte die sie liebte und trotz allem bei ihr bleiben wollte. Die Figuren lachten noch kräftiger und die Bäume schienen sich zu ihr herunter zu beugen mit dem Ästen auf sie zu zeigen und in das Gelächter zu verfallen.
Olga schüttelte der Kopf, ihren ganzen Leben war sie schon damit beschäftigt dieses Kapitel ihres Lebens bei Seite zu schieben, dummerweise gelangt es ihr nicht. Immer wieder sah sie vor ihr geistiges Auge wie der Scheinwerfer herunter fiel und sie traf. Immer wieder aufs Neue ihren rechten Bein zertrümmerte. Immer wieder hörte sie den kräftigen Bariton als der Arzt ihr sagte dass sie nie wieder wurde tanzen können. Wieder mischte sich das Lachen der Figuren in ihre wehmütige Erinnerungen ein, die Bäume beugten sich vor und versuchten sie zu treffen wehrend das Wort „Versagerin“ ununterbrochen wie ein Echo von damals, um sie herum widerhallte.
Olga versuchte die Schläge der Äste auszuweichen, sie hielt sich die Ohren zu um nichts mehr zu hören, dafür musste sie aber wieder ihre Gehhilfe los lassen und das hatte zu folge dass alles um sie herum sich drehte. Olga drohte auf dem Boden zu fallen. Sie drückte ihre Handflächen kräftiger an ihren Ohren aber alles half nicht, sie brach weinen zu Boden.
Ein Spaziergänger sprach sie an.
„Brauchen Sie Hilfe?“
Verwirrt schaute Olga hoch zu den Jungen Mann der vor ihr stand, es war unglaublich, er sah Peter, ihren Peter so ähnlich.
„Ja, bitte. Ich kann alleine nicht aufstehen“.
Der junge Mann beugte sich nach vorn, fast um die immer noch sehr schlanke Taille und hebt sie hoch. Die ältere Frau empfand seine Berührung so vertraut, als wäre die Zeit zurück gedreht, als wäre es eine zweite Chance für sie.
„Geht es Ihnen gut? Ich habe mein Auto gleich um die Ecke, ich bringe Sie gern zum Arzt“
„Keine Angst, ich habe nur meine Gehhilfe los gelassen und bin gefallen“ erklärte Olga
„Ich heiße Peter“ sprach der junge Mann weiter „ich wohne nur ein paar Meter von hier, meine Mutter ist Ärztin, bitte kommen Sie mit sonnst kriege ich Hausarrest bis ins Jahr 3000 und kann nicht studieren weil ich das Haus nicht verlassen darf“
Olga musste leise lachen „das möchte ich nicht verantworten, ich heiße Olga“
„Olga wie die Ballett-Tänzerin Olga Pastin?“ fragte er
Wieder traf ein vergifteter Pfeil Olgas Herz „ja, wie die Ballett-Tänzerin“ antwortete sie und versuchte dabei sich nichts anmerken zu lassen
„Ich“ sprach Peter „hole der Wagen und bin in eine Minute wieder da“ Peter holte sei Handy aus der Tasche und wählte „Tom ist Mama noch da?“ er horchte ein Moment und sprach weiter „sagt ihr sie möchte warten ich bin gleich wieder da es ist wichtig“
Diese Unterhaltung hörte Olga nicht mehr, Peter war längst beim Auto angekommen.
Als Peter zurück kam war Olga schon einige Schritte weiter gelaufen
„Wo wollen Sie hin Olga, das ist die falsche Richtung“
Olga schaute verlegen „ich möchte Ihnen kein Ärger bereiten, erzählen Sie ihre Mutter nichts davon und ihren Studium ist gerettet“
„Zu spät, ich habe zuhause angerufen und Bescheid gesagt dass ich gleich wieder da bin“ meine Mutter wartet mit eine schöne Tasse Tee „Sie wollen nicht verantworten dass ich keine Ausbildung bekomme oder?“
„nein“ Olga gab sich geschlagen und ließ sich von Peter in das Auto helfen. Er nahm ihre Gehhilfe und legte es in dem Kofferraum dann stieg er selbst in das Auto. Peter schaute Olga an und lächelte, keine Angst, meine Mutter ist eine sehr gute Ärztin.
„Und eine sehr gute Mutter wie es mir scheint“ lobte Olga „ich werde nur gutes über Sie berichten während ich da bin“ Olga zwinkerte





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