Woche 35
Wir haben die fünfunddreißigste Woche erreicht, noch siebzehn Wochen und unser Roman musste so weit sein. Gut meiner nicht, ich hatte ja in der Falsche Richtung geschrieben, vielleicht erinnern Sie sich, dass ich vor einigen Wochen (Woche30 hier lesen) feststellte, dass ich, anstatt mein Roman zu schreiben, meine Texte eher ein eventueller Band drei ergaben. Ich musste leider wieder von vorne anfangen und das hat mir jetzt sehr viel Zeit gekostet. Ich hoffe sehr, dass bei Ihnen alles besser verlaufen ist.
… Leider hatte ich in diesem Fall nicht gründlich genug darüber nachgedacht, dass diese Übung mich und für alle, die Ihre Beiträge auf die Webseite stellten, nur Sinn hatte, wenn beide Versionen zu lesen waren.
Louise Doughty
Ein Roman in einem Jahr
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Das verstehe ich nicht, so was muss doch nicht extra gedacht werden, es ist eine logische Handlung. Ich habe auch nicht darüber nachgedacht, ich habe beide Versionen nebeneinander geschrieben und hier gepostet.
Ruths Geschichte »Regen«, war ein gutes Beispiel dafür, dass eine gestraffte Version desselben Ereignisses mehr Tempo besitzt.
Louise Doughty
Ein Roman in einem Jahr
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Brauche ich mehr Tempo? Will ich über den Roman gehetzt werden? Es gibt Romane, die mich von der ersten Seite bis zu dem Letzten so fesseln, dass ich es nicht beiseitelegen kann. Ich kann diesen Roman auch mehrmals lesen, ich entdecke jedes Mal etwas neues Faszinierendes und die Spannung steigt aufs Neue. Dass ich inzwischen das Ende kenne, weil ich es schon wer weiß, wie oft gelesen habe, dass ich eigentlich das Buch nicht mehr brauche, weil ich es auswendig rezitieren kann, tut den ganzen kein Abbruch. Diese Bücher sind so perfekt geschrieben, dass der Leser es nicht abwarten, kann, bis das nächste Buch von diesem Schriftsteller in den Verkaufsregalen steht, um wieder in diese Welt einzutauchen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Faszination durch ein paar gestrichene Wörter hervorgerufen wird.
Einige Schriftsteller haben die Fähigkeit, der Leser, nicht etwas zu erzählen, sie entführen vielmehr der Leser in der Geschichte. Mit jeder gelesener Seite, wächst die Verbindung zu den Figuren. Ich nehme Teil an deren Leben, schließe Freundschaft mit dem Nachbarn, diskutiere mit den Helden, der das offensichtliche nicht zu erkennen scheint.
Winzige Details, die auf dem ersten Blick überflüssig erscheinen, sind an einen entscheidenden Punkt unerwartet und längst vergessen, plötzlich von existenzieller Bedeutung. Die schwarzen Punkte an der Wand auf Seite fünfundzwanzig, die von dem Inspektor, für das Ergebnis der Begegnung, von den fünfjährigen Sohn des ermordeten und einem Mahlstift gehalten werden, entpuppen diese sich auf Seite dreihundertzwölf als der entscheidende Hinweis, dass der Mörder jemand ist, der eine gespaltene Persönlichkeit hat. Während ER selbst, inzwischen längst erwachsen geworden, auf der ganze Welt zornig ist, ist sein anderes „Ich“ immer noch sieben Jahre alt, diese zweite Persönlichkeit bewährt ihm von der Erkenntnis, dass er Schlimmes tut, in dem er Punkte an den Wänden mahlt. Immer wenn der Erwachsenen „Ich“ etwas Falsches tut, kommt sein zweites „Ich“ und mahlt.
Winzige Details, die auf dem ersten Blick überflüssig erscheinen, sind an einen entscheidenden Punkt unerwartet und längst vergessen, plötzlich von existenzieller Bedeutung. Die schwarzen Punkte an der Wand auf Seite fünfundzwanzig, die von dem Inspektor, für das Ergebnis der Begegnung, von den fünfjährigen Sohn des ermordeten und einem Mahlstift gehalten werden, entpuppen diese sich auf Seite dreihundertzwölf als der entscheidende Hinweis, dass der Mörder jemand ist, der eine gespaltene Persönlichkeit hat. Während ER selbst, inzwischen längst erwachsen geworden, auf der ganze Welt zornig ist, ist sein anderes „Ich“ immer noch sieben Jahre alt, diese zweite Persönlichkeit bewährt ihm von der Erkenntnis, dass er Schlimmes tut, in dem er Punkte an den Wänden mahlt. Immer wenn der Erwachsenen „Ich“ etwas Falsches tut, kommt sein zweites „Ich“ und mahlt.
In den folgenden Text konnten eine oder mehrere der entfernten Wörter, wichtig für den weiteren Verlauf sein.
Regen
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Geschrieben von Ruth (Nachname unbekannt)
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»Vor Tagesanbruch rüttelte Matilde mich wach, und wir standen, eingehüllt in unsere Mäntel, auf und sammelten unsere habe zusammen. Ihre Schwester gab uns freundlicherweise warme Milch und ein Paket mit Brot, Käse und Wurst, und wir machten uns auf dem langen Weg zurück zu Piazza. Der kalte Morgenhimmel mit den dünnen Wolkenfetzen erhellte sich von grau zu weiß, und während wir gingen, begann ein leichter Regen zu fallen. «
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» Vor Tagesanbruch rüttelte Matilde mich wach, und wir sammelten unsere Habe zusammen, um uns auf dem Weg zurück zu Piazza zu machen. Als wir in der kalten Luft des Morgengrauens liefen, begann es leicht zu regnen. «
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Louise Doughty
Ein Roman in einem Jahr
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Keine Frage, beide Texten sagen das gleiche aus.
- Sie würden geweckt
- Sie gingen in Morgengrauen
- Es begann zu regnen
Aber die Lebensmittel, die konnten sie von einer Meute hungrige Räuber retten, dass die Wanderer sonst was hätten, was sie weggeben könnten, geht aus diesem Text nicht hervor.
Natürlich haben wir alle, verschiedene Vorstellungen von einem guten Text. Ich bin kein Maßstab und will es auch nicht sein. Fakt ist dass für mich, der Text nicht nur an Poesie verliert durch die Kürzung. Selbst die Beschreibung eines Schlachtfeldes hat eine gewisse Poesie, wenn es richtig gemacht wird. Der zweite Text ist Suppe ohne Salz. Ja, ich tue mich immer noch sehr schwer mit dieser Straffung.
Die kürzere Version kommt unmittelbar zu Sache. Aber ohne zu wissen, wo im Kontext der Geschichte der Abschnitt auftauchen wird, lässt sich schwer sagen, ob alle Kürzungen notwendig waren.
Louise Doughty
Ein Roman in einem Jahr
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OK, zumindest hier, scheint Mrs. Doughty mir recht zu geben, ich werde mich jetzt damit abfinden und weiter nach vorne schauen.
Beide Texte haben ihr gewisses Flair, aber der Kürzere hat eindeutig mehr Kraft. Wie streng Ruth mit dem ursprünglichen Text umgehen sollte, hängt davon ab, an welcher Stelle er in ihrem Roman steht. Wenn Ihr Leser sich bereits tief in der Geschichte befindet und sich von ihr davontragen lässt, können Sie mehr einbauen als am Anfang, wo Ihre einzige Sorge noch sein sollte, den Leser zu packen.
Louise Doughty
Ein Roman in einem Jahr
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Hm! Wenn dieser Text für eine erste Seite gedacht wäre, würde ich es ohnehin anders anfangen, ich würde die Aufzählung sparen und ich würde, zu einem späteren Zeitpunkt anfangen.
Wir schritten durch den Regen, die Kälte und die Feuchtigkeit kroch durch meine Glieder, der mit Wasser vollgesaugte Zaum meines Kleides, zog schwer an mir. Mein bestreben der Lebensmittelbeutel von Regen zu schützen, war nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. Langsam begann es, zu dämmern.
Wir schritten durch den Regen, die Kälte und die Feuchtigkeit kroch durch meine Glieder, der mit Wasser vollgesaugte Zaum meines Kleides, zog schwer an mir. Mein bestreben der Lebensmittelbeutel von Regen zu schützen, war nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. Langsam begann es, zu dämmern.
Hier bleiben die Fragen offen:
Wer?
Woher?
Wohin?
Warum?
Die fünf „W“, sehr wichtig. Ich habe hier nur drei, ich habe in diesen Text „was“ und „wann“ nicht aufgeführt. Muss aber auch nicht unbedingt sein. Die Klärung diese Fragen, ermutig der Leser weiter dabei zu bleiben.
Sollten Sie bei dieser Übung Widerwillen empfinden, dann fragen Sie sich nach dem Warum. Es konnte sein, dass es einfach noch nicht an der zeit für Sie ist und Sie noch eine Weile einfach nur schreiben müssen. Falls Sie aber Ihre Wörter als sakrosankt empfinden, dann bedenken Sie: Es gibt keinen Schriftsteller auf der Welt, der nicht auch überarbeitet.
Louise Doughty
Ein Roman in einem Jahr
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Wow, welcher Wortwahl. Sakrosankt. Ich fühle mich sofort wieder zu Hause und es ist Karfreitag. Für den eventueller sehr junger Leser, das Wort sakrosankt kommt aus dem Latein. Es setzt sich aus den Wörtern „sacer“ = heilig und „sanctus“ = geweiht in meine Muttersprache, heißt es „sacrosanto“ Spanisch ist eine lateinische Sprache.
Die Antwort auf die Vermutung von Mrs. Doughty ist nein, meine Worte sind nicht „heilig geweiht“. Dass alles was geschrieben ist, muss früher oder später überarbeitet werden, da führt kein Weg vorbei. Ich staune selbst über mich, wenn ich nach ein paar Tagen oder auch nur ein paar Stunden über meine eigenen Texte lese, was ich so alles vermasselt habe, obwohl ich immer der Meinung bin, besonders aufmerksam zu schreiben. Wegen Grammatik und Rechtschreibung (was nicht wirklich was bringt, wie Sie immer wieder erkennen können). Es ist nur die vorgeschlagene Methode, der mir missfällt.
Die Antwort auf die Vermutung von Mrs. Doughty ist nein, meine Worte sind nicht „heilig geweiht“. Dass alles was geschrieben ist, muss früher oder später überarbeitet werden, da führt kein Weg vorbei. Ich staune selbst über mich, wenn ich nach ein paar Tagen oder auch nur ein paar Stunden über meine eigenen Texte lese, was ich so alles vermasselt habe, obwohl ich immer der Meinung bin, besonders aufmerksam zu schreiben. Wegen Grammatik und Rechtschreibung (was nicht wirklich was bringt, wie Sie immer wieder erkennen können). Es ist nur die vorgeschlagene Methode, der mir missfällt.
Ein wenig überzeugender Plot oder schlechte entwickelte Figuren werden Sie zwar zusammenzucken lassen, aber überfrachtete, schlampige Prosa treibt Ihnen die Schamröste ins Gesicht.
Louise Doughty
Ein Roman in einem Jahr
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Ich denke, die schlechteste Prosa kann korrigiert werden, solange das Buch nicht in den Verkaufsregalen steht, muss ich mich für nichts schämen. Hier kommt die Überarbeitung als alles Rettende Held aller Schriftsteller, ob professionelle oder Laien. Wie war das? Ein Roman zu schreiben, ist 10% Geistreichtum und 90% schweißtreibender Arbeit. Ok, der Satz ist ein bisschen anders, aber in großen und ganzen, kommt es auf das gleiche.
«10 Prozent Inspiration und 90 Prozent Transpiration»
Gute Prosa ist so wichtig, dass ich noch nicht von diesem Thema lassen will.
Louise Doughty
Ein Roman in einem Jahr
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Die Woche fünfunddreißig ist an diesen Punkt beendet, ich wünsche viel Erfolg an denen die sich an der Arbeit machen, um ihre Texte so zu überarbeiten, dass es eine interessante Lektüre wird.
Ich habe jetzt gesucht und leider nur drei Bücher von Louise Doughty gefunden, das eine bearbeiten wir gerade, „Ein Roman in einem Jahr“ ansonsten fand ich:
- „Die Wiege aus Stein“
- „Das was du liebst gehört dir nicht“
Ich habe mich für „Die Wiege aus Stein“ entschieden, werde es für den unaussprechlichen, gerade so unbezahlbaren Preis von 2,99€ inklusive Versandkosten jetzt kaufen. Es ist an der Zeit in Erfahrung zu bringen, wie Mrs. Doughty tatsächlich schreibt.
Der folgende Text ist das, was der Verkäufer in seinen Shop geschrieben hat.
Der folgende Text ist das, was der Verkäufer in seinen Shop geschrieben hat.
Sobald das Buch hier ist, werde ich anfangen zu lesen und natürlich für diejenigen, die sich dafür interessieren, darüber berichten.
Ein schönes Wochenende, bis nächste Woche.
Ein schönes Wochenende, bis nächste Woche.







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