Heute

Mittwoch, 19. März 2014

Ein anderer Blickwinkel



Kreativität schwingt zwischen dem Vorhandenen und dem, was neu entdeckt werden kann.

 Deena Metzger

Wählen Sie eine Erzählung – etwas aus der Bibel, aus der Literatur, eine Fabel oder ein Märchen –, die Sie gut kennen und mögen. Lassen Sie eine andere Figur aus diese Geschichte die Handlung aus ihrer Sicht erzählen.

 Raum zum Schreiben
Bonni Goldberg


Da stehe ich nun, versteckt in tiefsten Wald, einzig und allein damit beschäftigt um mein Leben zu zittern. Meine liebe Mutter, die vor langer Zeit eine Hetzjagd zum Opfer fiel, hatte immer gepredigt: „Wölfchen, halte dich von den Menschen fern“. Mein Bruder hatte diese Worte nicht wirklich beherzig, oder er war zu gutgläubig, so konnte er nicht glauben, dass anderen so bösartig sein konnten. Aber gut, letztendlich wurde er nicht von Menschen erlegt, ihm wurde von einer verlogenen Mutter der Bauch aufgeschlitzt, die es auch noch mit Steinen füllte. Angeblich waren ihre sieben Kinder in seinem Bauch. Wer soll so etwas glauben fragen Sie mich jetzt und das mit recht, aber die Antwort ist leicht, die Menschen.. Ha! Was ich nicht lache, sieben Stück und auch noch lebend, in Bauch. Lebend! Allein dass, mir fehlen die Worte. Das ist nicht möglich, wie soll man, ob Mensch oder Tier, so ein großen Brocken in ein Stück runterschlucken, und jetzt, auch noch sieben, sieben süße Zickleins. Aber die Geschichte hat sich besonders unter den Menschen, wie ein Lauffeuer verbreitet und ich wurde Einzelkind.


Ich verstehe nicht wie diese unglaubwürdige Geschichte es schaffen konnte, alle gegen ihn zu stimmen. Mutter ist daran zerbrochen. Das gute daran ist, das sie jetzt nicht erleben muss, wie ich, der letzte unsere Familie, das gleiche Schicksal teile.

Aber Sie sollen nicht denken, dass ich über der Misshandlung meiner Familie jammern will, nein, nicht nur uns ist so ergangen, mein Cousin Willi, hat auch schmerzlich erfahren, was es heißt anderen, helfen zu wollen. Nicht die Menschen wurden ihm zum Verhängnis, aber sie sorgten dafür, dass alle ihn hassten und jagten.

Mein Verfolger ist mir dicht auf den Fersen, ich weiß nicht, ob ich ihm entkommen kann. Muss ich jetzt wie der arme Willi, mein Leben als Gesetzloser fristen, um an Ende die Kugel eines Jägers zum Opfer zu fallen? Ich muss irgendwo ein Moment ausruhen, vielleicht Wasser finden, ich bin am Ende meiner Kraft.

Willi, von ihm haben Sie sicher auch schon gehört, ihm wurde einfach unterstellt die Häuser von zwei der drei kleinen Schweinchen ungepustet zu haben, in der bösen Absicht, diese zu essen. Willi, was ich nicht lache, Willi war „Vegetarier“. Fakt ist, dass der Hurrikan alles mit sich riss, wir haben versucht Willi aufzuhalten, aber er wollte die Schweinchen retten. Zum Dank haben sie ihm aller möglichen bösen Absichten unterstellt, sodass er untertauchen musste. Wir haben ihn nie wieder gesehen, einige erzählen, dass ein Jäger in Nachbarwald ihm eine Kugel gejagt hat, nachdem er einem Huhn stahl. Ein Huhn, was sollte Willi mit einem Huhn. Aber ganz ausschließen kann ich nicht, dass er wirklich in dem Hühnerstall war, er liebte Hühnerfutter. Der Schritt von Vegetarismus zu Veganismus ist sehr klein. Die Geschichte ist so lächerlich, was für eine Lunge sollte er gehabt haben, um ein Häuschen umzupusten? Selbst bei einem Häuschen aus Stroh liegt es nicht in Rahmen des möglichen. Ich würde darüber lachen, aber der Verlust ist noch zu schmerzhaft.

Haben Sie das auch gehört? Da war etwas, war es ein Mensch oder ein Tier? Haben die mich jetzt doch gefunden? Hier ist nichts, wo ich mich verstecken kann, ich muss weiter, aber ich mag nicht mehr weglaufen, ich sollte mich meinem Schicksal stellen und meine Familie über den Fluss folgen, aber ich habe keine Münzen für den Fährmann, wird er mich rüber setzen?

Wie tief bin ich nur gesunken, ich Wolfgang von Wolf, der letzte lebende Nachkomme eine lange Reihe von stolzen Wölfen, bin hier in Dickicht versteckt und mache mir ins Fell. Stets habe ich die Menschen auf Abstand gehalten, ich habe gesehen was sie tun, wie hinterhältig sie sind und wie sehr sie uns hassen. Mutter sagte immer, ihre Angst vor uns treibt sie dazu, uns zu verfolgen und zu töten.

Ich hätte weggehen sollen, es war ein Mensch, wenn auch ein kleiner. Aber das kleine Mädchen hatte so schwer zu tragen, ihren kleinen roten Umhang mit der Kapuze hing ihr schon ganz schief und sie sah so fertig aus. Eine Zeit lang hatte sie noch gesungen, aber dann begann sie leise zu wimmern. Ich konnte mich nicht abwenden.

»Wo willst du hin kleines Mädchen?«
»Zu Großmutter, die ist krank«
»Hast du es noch weit?«
»Ja, aber der Korb ist schwer«
»Wenn du willst, bringe ich der Korb voraus, ich lasse es vor der Tür stehen«
»Würdest du das wirklich tun?«
»Ja, natürlich mache ich das, du musst mir nur genau erklären, wo das Haus ist«

Naja, ich will Sie nicht mit Einzelheiten langweilen, die Geschichte ist ihnen inzwischen sicher schon zu Ohren gekommen. Jetzt muss ich weiter, der Jäger soll mich nach Möglichkeit nicht erwischen. Ich versuche mich in den Süden durchzuschlagen, da soll ein Rudel geben, wo ein Gewissen Engländer, Wofrin Hood für die Schwachen eintritt, in Moment bin ich sehr schwach. Leben Sie wohl und danke für ihre Aufmerksamkeit. Wenn ihr Herz es zulässt, stellen sie die Geschichte richtig, sodass wir Gerechtigkeit erfahren. Mein Rudel soll nicht in Vergessenheit geraten, aber auch nicht auf so eine schändliche Art in Erinnerung bleiben.

Hier höre ich auf, ich habe zwar die Geschichte nicht von Blickwinkel des Wolfes geschrieben, aber ich denke, jeder weiß jetzt, wie der arme Wolf sich gefühlt haben muss.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Liann-Morgan Gutenachtgeschichten

Lilliann

Nord Deutschland

wünscht angenehme Träume

http://www.lillianns-gutenachtgeschichten.de/

Costa Rica

SinDisplay.com

Bücher

  • Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben / Roy Peter Clark

Meine Blog-Liste schreiben

Blog Liste

CraftyRie

Rebelmouse

Maukie - the virtual cat